Marokko Reisebericht:
Hoher Atlas und Essaouira
Nach einigen Tagen Stadterkundung von Marrakesch steht endlich ein Besuch im Hamam auf dem Plan, bevor es erst in den Hohen Atlas und dann weiter an die Küste geht. Im Hamam, dem orientalischen Dampfbad, schwitzt man streng nach Geschlechtern getrennt - mit einem groben Handschuh wird aller Schmutz und Staub abgewaschen und eine halbstündige Massage mit Arganöl ist der Gipfel der Entspannung.
Danach bin ich bereit für eine Exkursion in den hohen Atlas – und nach 20 Grad in der Stadt stehe ich plötzlich im Schnee...sogar die Skilifte sind im Betrieb und es ist für uns Europäer etwas befremdlich anzusehen, wie Menschen im Kapuzenmantel, die Frauen teilweise verschleiert, durch den Schnee stapfen – wieder eine andere Welt.
Mitten auf der kalten, weißen Fläche werden Decken ausgebreitet, Gaskocher angezündet und dann wird gemütlich gepicknickt. Vor der Rückfahrt Chaos auf den Straßen – jeder parkt jeden zu und erst nach einer Stunde schaffen wir es zurück auf die Landstraße – wie durch eine Wunder ohne den kleinsten Kratzer – dafür sorgen auch junge Männer, die sich mit dem Einweisen der Fahrzeuge ein paar Dirham verdienen wollen.
Unterwegs schmiegen sich die Dörfer an die grünen und ockerfarbigen Hügel, manchmal muss man mehrmals schauen um die Gebäude zu erkennen, so gut passen sie sich mit ihrem Baumaterial an die Umgebung an – perfekt getarnt. Kinder stehen an der Straße, wollen Kräuter, Tee und Walnüsse verkaufen; je näher wir Marrakesch kommen, desto häufiger sehen wir Geschäfte mit Souvenirs und Teppichen – äußerst farbenfroh und sehr schön anzusehen.
Irgendwann biegen wir von der Landstraße ab und kommen durch kleinere Dörfer, die durch einen Fluss verbunden sind – und überall an den Ufern locken offene Gartenrestaurants, die teilweise nur durch schwankende Hängebrücken zu erreichen sind. Eine Welt, die zum Entdecken einlädt. Leider fehlt uns heute die Zeit – aber sicher ist – wir werden wiederkommen!
Am nächsten Morgen geht es von Marrakesch über Land nach Essaouira. Stundenlang geht es über schnurgrade Pisten – zu Anfang bieten Alleen und wild blühende Blumenteppiche noch ein wenig Abwechslung, später gewöhnt sich das Auge an unendliche baumlose Ebenen; nur hin und wieder ist ein Schafhirte mit seiner kleinen Herde zu sehen, sonst weit und breit – nichts. Ein Sandsturm überrascht uns, plötzlich ist es dunkel, Böen treiben quer vor uns Millionen von Sandkörnern über die Piste, die immer schwieriger zu erkennen ist. Gott sei Dank lässt der Sturm bald nach, dafür beginnt es zu regnen – kein ideales Wetter für eine Stadtbesichtigung.
Wild schlagen die Wellen ans Ufer – und vielleicht grade durch dieses Wetter bietet die Stadt eine ganz eigene Atmosphäre. Mit leuchtend blauen Fensterläden erinnert so manches Haus an die Bebauung griechischer Inseln. Noch ist von den Touristenmassen der Hauptsaison nichts zu spüren und wir kämpfen uns gegen den Wind durch die schmalen Gassen und offenen Plätze. Möwen versuchen im Sturmwind ihre Richtung zu behalten und torkeln manchmal wie betrunken. In den wenigen offenen Geschäften kaum Kunden, alles flüchtet sich in Cafes und Restaurants – und auch wir werden fündig und gönnen uns eine Pause im Café Taros. Ein wunderbares altes Gebäude mit ausladenden Kronleuchtern, die Wände mannshoch mit bunten Kacheln bedeckt; gemütliche Sitzecken vor offenen Kaminen laden zum Verweilen ein – die gute Speisekarte und der freundliche Service tun ein übriges um das Wetter draußen vergessen zu lassen.
Doch wir wollen ja weiter – Agadir heißt unser Tagesziel und so machen wir uns wieder auf den Weg, diesmal an der Küste entlang. Immer wieder fallen uns langgezogene Buchten auf, in denen so manches Wohnmobil sein heimliches Plätzchen gefunden hat – und die langen Wellen sind für Surfer wie geschaffen! An der Küste sind die Ortschaften zahlreicher, so dass man sich hervorragend selbst verpflegen kann.
Agadir selbst bietet dann auch für den Pauschaltouristen alles, was das Herz begehrt – einen unendlich langen Sandstrand, Hotels aller Kategorien, Discotheken, Bars, Shopping-Malls - kaum ein Touristenwunsch, der nicht erfüllt wird. Im Winter sind hier die Rentner fast unter sich; viele kommen gleich mehrere Wochen zum Überwintern hierher. Im Sommer dann findet sich internationales Publikum aller Altersklassen in Agadir ein. Dann ist Agadir ein brodelnder, turbulenter Ort, der trotzdem einen Hauch orientalisches Flair bewahrt.
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Aber ein paar Kilometer außerhalb finden sich dann auch hier wieder die abgelegenen Buchten für die Individualisten, die sich oft über Jahre hinweg immer wieder an ihrem Lieblingsplatz treffen, den Sonnenschein und das "dolce far niente, das süße Nichtstun" genießen. Und so kann jeder je nach Gusto "sein"Marokko finden.