Namibia Reisebericht:
Geheimnisse an der West Coast


 

 Weit und breit Sand! Aber der hat seine Tücken!
 
Stellen Sie sich vor: Ein namibisches Ehepaar – Buren von Hause aus – fährt nördlich Henties Bay angeln (Handlungsfaden 1). Gottverlassen diese Ecke, nahe der Skelettküste. Meilenweit leerer Strand und damit die richtige Ruhe zum Relaxen für Kevin, den Hochseefischer, der liebt, was alle Fischer lieben: Fisch eben.
 
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Stellen Sie sich dann bitte weiter eine Deutsche vor (Handlungsfaden 2), die auf dem Weg zu Tausenden von Robben hinter Henties Bay glatt von einem Hungerast ereilt wird, der sie zwingt, ihren Mann um eine milde Mahlzeit zu bitten. Er erhört das Gebet und lässt das Allradauto von der schön geteerten Straße in Richtung Meer abzweigen, über festen Sand hoppeln und nach einer ganzen Weile Fahrt (das Meer erweist sich weiter weg als gedacht) vor den ersten Meereswogen zum Halten kommen. Rotkäppchen, du sollst nicht vom Wege abkommen, sagt schon das Märchen. Aber der Magen sagt etwas anderes. Und so essen vier ob Kälte und Wind vermummte Gestalten Spaghetti und Tomatensoße und genießen die Einsamkeit. Denn weit und breit ist keiner zu sehen, bis auf den südlichen Horizont. Dort muss vermutlich das Auto eines Anglers stehen. Nach einer Stunde Rast fallen der Frau wieder ihre Robben ein und die Deutschen begeben sich erneut auf Tour. Aber die Spuren, die her führten, sind alle verweht und die Asphaltstraße ist am Horizont nur vage zu erkennen. Also beginnt das Suchen nach einer Autospur, die in Richtung Asphaltstraße führt. Teile von Fahrspuren tauchen auf und verschwinden plötzlich wieder. Was bleibt sind Dünen und Unendlichkeiten. „Wir verfahren uns hier noch völlig“, barmt die Frau um ihre Robbenfotos und gibt dem Mann den Ratschlag, doch einfach los in Richtung Straße zu fahren. Der Sand sieht fest und trocken aus. Hinterher wird der Mann sagen, man solle doch nie auf Frauen hören. Denn der frauliche Ratschlag erweist sich nur einen Augenblick später im wahrsten Sinne des Wortes als nicht „tragfähig“: Das Auto sackt mit einem Mal völlig unspektakulär weg. Einfach weg! Ca. 40 km von der nächsten Siedlung entfernt an der Grenznaht zwischen Meer und Wüste weht der Wind, und das Auto ist in metertiefe Mudde  (die sogenannten Mud`s) eingebrochen, die sich unter einer trocken schimmernden Sandkruste verbirgt.