Seychellen Reisebericht:
Moyenne - Zu Besuch bei Brendon Grimshaw

Ein dumpfes Rumpeln. Unser kleines Motorboot läuft am Bug auf Sand auf. Es ist am Ziel, vor uns liegt Moyenne. Nur zweimal wöchentlich steuert der lokale Reiseveranstalter Creole Tours diese besondere Insel an, die gut 20 Minuten von der Seychellen-Hauptstadt Victoria entfernt liegt. „Bitte nicht unter den Palmen sitzen oder liegen. Kokosnüsse können runterfallen!“ warnt uns ein Schild am Strand, als wir an Land gehen. Und gleich daneben steht in großen Lettern: „Moyenne Island. Bitte zerstören Sie kein Tier-oder Pflanzenleben. Machen Sie Fotos, aber hinterlassen Sie nichts, außer Fußspuren!“ Das Ganze hat was von Jurassic Park. Nur, dass man hier nicht gleich auf Tyrannosaurues rex oder Brachiosaurus stößt, sondern im Reich der Seychellen-Riesenschildkröten gelandet ist. Aber die haben ja auch schon gut und gerne 100 Millionen Jahre Evolutionsgeschichte auf dem Buckel. Schnell noch ein Foto von der atemberaubenden Bucht, dann geht’s eine steile Treppe rauf.

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Oben angekommen begegne ich zum ersten Mal den beeindruckenden Reptilien, die vom (500 Kilometer nördlich von Madagaskar gelegenen) Aldabra-Atoll stammen: Sie dösen gerade in der Morgensonne. Bis zu 250 Kilogramm schwer können sie werden und im Schnitt 150 Jahre alt. Das ist Rekord in der Tierwelt. Während der Paarungszeit geben die Männchen heisere Laute von sich, die mehrere Hundert Meter weit zu hören sind. Und: Diese Schildkrötenart trinkt als einzige das Wasser nicht mit dem Mund, sondern durch die Nase.
 
Ganz langsam streckt eine Schildkröte ihren Hals nach vorne und lässt sich am Kopf kraulen. Auf ihrem Panzer steht ein großes orangefarbenes Y, eine andere läuft mit einem aufgemalten A auf dem Rücken rum, weiter hinter kriecht ein T-Exemplar. Wofür steht das? Ted, Timothy, Theodor? Wozu überhaupt die auffälligen Buchstaben? Das, so erklärt uns Jenny von Creole Tours, solle Brendon Grimshaw, der Besitzer der Seychellen-Insel Moyenne ,später doch am besten selbst beantworten und fügt mit einem Blick auf seine Holzhütte hinzu: „Mit etwas Glück kommt er nachher nämlich raus und plaudert ein wenig mit den Gästen. Allerdings nur, wenn er sich danach fühlt. Er ist ja nicht mehr der Jüngste.“ Noch ist weit und breit nichts vom zu sehen. In Jahrzehnte langer Arbeit hat der 84 jährige Robinson Crusoe das Eiland in ein Naturparadies verwandelt und daraus den kleinsten Nationalpark der Welt gemacht, zum Schutz vor gierigen Immobilienhaien und Hotelspekulanten.