Deutschland Reisebericht: 
Angelurlaub in Mecklenburg

Die Mecklenburgische Seenplatte - ideales Revier für Anglerferien

Der Tipp von Freunden erwies sich wirklich als hervorragend: Wir, zwei recht erfahrene und daher auch anspruchsvolle Petrijünger, verbrachten zehn Frühherbsttage in Mecklenburg-Vorpommern und haben es nicht bereut. Dort gibt es noch wirklich ruhige Regionen, außerdem traumhaft schöne Landschaften und jede Menge Seen mit reichem Fischbestand.

Die Mecklenburgische Seenplatte im Süden des Bundeslandes hat einen Umfang von mehr als 5.000 km² mit über 1.000 Seen. Diese urwüchsige, in der Wechseleiszeit entstandene Landschaft reicht bis ins benachbarte Brandenburg. Besonders bekannt ist die Müritz, mit 112,6 km² der größte deutsche Binnensee, und so netten Orten wie Waren, Plau am See oder Neustrelitz. In Waren befindet sich das größte Süßwasseraquarium für heimische Fischarten in Deutschland. Da schlägt das Anglerherz höher. 40 Fischarten aus dem Gebiet Mecklenburg-Vorpommern werden dem Besucher des "Müritzeums" näher gebracht.

Neben der Müritz bieten sich der Plauer See sowie der Kolpingsee oder der Krakower See als Standort für die Anglerferien an. Wegen des Artenreichtums der Tiere und Pflanzen vor Ort wurden mehrere Nationalparks eingerichtet - andere Regionen stehen unter Naturschutz. Der Landkreis Strelitz im Süden bietet Anglern besonders günstige Bedingungen, weil die vielen kleinen Seen überwiegend durch Kanäle miteinander verbunden sind. Hier reicht für Sportangler meist ein Ruderboot aus. Ansonsten ist es ratsam, sich über die Vorschriften im Vorwege zu informieren, z. B. darüber, wo Motorboote zugelassen sind und wo nicht.

Die Müritz wird zwar von Anglerkameraden geschätzt, die auf Raubfische aus sind, und ist insgesamt für ihre vorbildliche Infrastruktur im Hinblick auf Urlaubsgäste und Freizeitgestaltung bekannt. Uns aber stand mehr der Sinn nach dem drittgrößten See, den Mecklenburg-Vorpommern zu bieten hat, den Plauer See. Am häufigsten kommen dort Hecht, Zander, Barsch und Karpfen vor. Der See misst 15 km in der Länge und liegt im Westen der Müritz zwischen Plau und Malchow. Der Müritz-Elde-Kanal verbindet den Plauer See mit dem Fleesensee, dem Kolpinsee und der Müritz. Wir fanden eine angenehme Unterkunft am Westufer im Luftkurort Plau am See. Ansonsten ist der Plauer See meist dicht bewaldet und weist eine hügelige Uferlandschaft auf. Nur an wenigen Stellen ist das Angeln vom Ufer möglich. Wer vom Kahn aus angeln möchte, kann ein Boot mieten, ist aber verpflichtet, beim Fischen auf dem Wasser zu ankern. Wir hielten uns an der Leister Planke schadlos - nirgends beißen die Hechte im Plauer See so gut wie in dieser westlichen Bucht. Wer eine Sondergebühr von 15 Euro hinblättert, darf auf dem Plauer See auch das Schleppangeln betreiben.

Danach probierten wir unser Anglerglück am Krakower See, der nordwestlich von Müritz und Plauer See liegt und bis zu 28 m tief ist. Wels und Aaal, aber auch Hecht und Zander bilden hier am häufigsten den Fang. Allerdings mussten wir uns immer wieder schlau machen, inwieweit wir die vielen Naturschutzgebiete in dieser Gegend zu beachten hatten. Die Wasserschutzpolizei ist auf dem Krakower See fast ständig präsent, ihr Interesse gilt aber in erster Linie dem Naturschutz und nicht etwa der Angelgenehmigung. Der nördliche Untersee ist ziemlich flach und zählt zur Krakower Seenlandschaft. Am Obersee nisten vereinzelt See- und Fischadler - er gehört zur Nossentiner-Schwinzer Heide, einem Naturpark. An manchen Tagen geht es auf dem Krakower See ziemlich stürmisch zu, deshalb wagen sich nicht alle Angler auf den offenen See hinaus, sondern bleiben lieber in einer der ruhigeren Buchten mit ihrem Boot. Einfacher als ausgerechnet auf dem Krakower See soll das Angeln auf den benachbarten kleinen und besser zu überschauenden Gewässern wie z. B. dem Langsee und dem Drewitzer See sein, wurde uns von Ortskundigen gesagt.

Der Drewitzer See und seine idyllische Umgebung hat als ehemaliges Jagdrevier inklusive Residenz Erich Honeckers bis heute einen hohen Bekanntsheitsgrad, wenn nach außen hin auch eine eher mit Verlegenheit belächelte Berühmtheit. Aber erwähnt wird diese Tatsache immer noch gern und oft. Wir kannten diesbezüglich keine Berührungsängste, sondern bereiteten in aller Seelenruhe unsere Köder für Hechte bzw. Aale vor. Auch Maränen und Karpfen kommen häufig vor im Drewitzer See, der ebenfalls zum Naturpark Nossentiner-Schwinzer Heide gehört. Nun war der Genosse Honecker ja nicht gerade als mit allen Wassern gewaschener Sportangler bekannt, dennoch lässt sich ihm nicht absprechen, sich ein besonders schönes Fleckchen Erde ausgesucht zu haben, um auf die Jagd zu gehen. Hier - inmitten des Naturschutzgebietes "Drewitzer See mit Lübbowsee und Dreiersee" - fühlten wir uns so richtig in unserem Element.

Angeln ist am Drewitzer See ausschließlich vom Ruderboot aus gestattet. Wir hatten uns in Alt Schwerin einen Kahn gemietet und Angelkarten besorgt. Ein Verstoß gegen die Vorschriften wird hier mit hohen Verwarnungsgebühren geahndet, das mussten wir uns nicht antun. Getaucht werden darf in diesem Gewässer gar nicht, das Baden ist an wenigen Stellen erlaubt. Als errpobte Angler sahen wir gleich, welche ausgezeichnete Qualität das Wasser des Sees besitzt. Feuchtwiesen, Moore und weitläufige Wälder säumen den Drewitzer See, um dessen ökologisches Gleichgewicht sich die Naturschützer mit viel Engagement sorgen. Dazu gehören auch die vielfältigen Unterwasserpflanzen wie verschiedene schützenswerte Armleuchteralgen. Durch seine Buchten und Halbinseln teilt sich der See in mehrere, im Durchschnitt etwa 10 m tiefe Becken auf. Der südliche Teil jedoch bringt es auf eine Höchsttiefe von 31 m. Schwere Barsche und Brassen sind hier neben weiterem gutem Fischbestand keine Seltenheit. Worauf unbedingt zu achten ist: Die Schonzeiten weichen am Drewitzer See im Vergleich zu anderen Gewässern in der Region ab - also dringend vorher gut informieren!

Die Mecklenburgische Seenplatte und ihre touristische Bedeutung

Die Hochburg des Fremdenverkehrs liegt nordwestlich von der Müritz am Plauer See, Fleesensee und Krakower See. Seit der Wende wurde viel in die touristische Infrastruktur investiert. In den Luftkurorten Malchow oder Plau am See sowie Krakow am See wurden die Altbauten restauriert, und es entstanden zahlreiche attraktive Geschäfte und gastronomische Betriebe. Erweitere Marinas und Stadthäfen bieten ausreichend Anlegeplätze für Boote und Yachten. Zu den alten, inzwischen sanierten Kureinrichungen kamen diverse moderne hinzu. Groß ist außerdem das Angebot an Unterkünften auf Campingplätzen, in Hotels und Ferienwohnungen. Vom Paddelboot bis zur Motoryacht können alle Arten von Wasserfahrzeugen gemietet werden, sogar Hausboote, für die kein spezieller Führerschein erforderlich ist.

Zu den gefragtesten Aktivitäten in diesem Teil Mecklenburg-Vorpommerns gehört der Angelsport. In den Dörfern finden Sportangler ländliche Quartiere - auch für die ganze Familie. Oft liegen die Unterkünfte nicht weit von einem der zahlreichen Seen, sodass sich einzelne Familienmitglieder wahlweise dem Angeln widmen können, während sich der Rest entweder sonnt oder zum Baden geht. Gemeinsame Unternehmungen und Ausflüge sind ebenfalls möglich: beispielsweise in den Malchower Affenwald oder ins Agrarhistorische Museum in Alt Schwerin. Im nur 20 km entfernten Güstrow lassen sich die Barlach-Gedenkstätte sowie das Renaissanceschloss besichtigen. Bei allem Betrieb besonders an den Wochenenden: Vom Massentourismus blieb die Mecklenburgische Seenplatte bisher weitgehend verschont.

Das kommt den häufig eigenwilligen Typen, wie sie unter uns Sportanglern zu finden sind, natürlich nur entgegen. Sie können auch allein ihrer Passion nachgehen, dabei ihren Gedanken freien Lauf lassen und sich praktisch betätigen. Es findet sich meist jemand, der Anfängern ein wenig Nachhilfe gibt, z. B. über Raubfisch-Köder, den Gebrauch des Echolots, um die Fische anzulocken, oder technische Einzelheiten, die einen Sportangler von einem Hobbyangler unterscheiden. Die besten Angelplätze werden dementsprechend oft als Geheimtipps gehandelt. Nicht umsonst betrachten sich passionierte Angler als Sportler, d. h. sie behalten meist den Wettkampf im Auge. Das ändert sich auch in der Urlaubszeit nicht.