Italien Reisebericht:
Von Verbrechern und weißen Eseln

„Das schönste Erlebnis auf Sardinien war der Besuch der Insel Asinara mit ihren weißen Eseln.“, erzählt uns ein pensionierter Bonner Staatsanwalt im Zug Richtung Nordsardinien. Meine Reisepartnerin und ich sitzen im Zug von Oristano nach Sassari. Eigentlich wollten wir nach Alghero im Nordwesten reisen, überlegen es uns aber nach den euphorischen Erzählungen des Staatsanwaltes anders und fahren nach Porto Torres an der Nordküste Sardiniens, von wo aus die Fähre nach Asinara ablegt.

Strafkolonie - Konzentrationslager für Kriegsgefangene - Quarantänelager - Hochsicherheitsgefängnis - Nationalpark: Dies sind die Stationen der bewegten Geschichte des Nationalparks Asinara seit dem Jahre 1885. Asinara, so informieren wir uns in unserem Reiseführer, war ehemals eine „Verbrecherinsel“. In den 1970er Jahren errichtete die italienische Regierung auf Asinara ein Hochsicherheitstrakt, welcher hauptsächlich Mafiosi und Terroristen sicherstellte. Die prominentesten Gefangenen waren Gangster und Mafiaboss Totò Rino, sowie Raffaele Cutolo und der sardische Bandit Matteo Boe. Da Asinara eine Gefängnisinsel der höchsten Sicherheitsstufe war, gelang es auch nur einem Häftling, von dort auszubrechen – Matteo Boe. Dem Entführer gelang 1986 die Flucht. Behilflich war ihm seine Lebensgefährtin, die mit einem Schlauchboot in einer kleinen Bucht auf ihn wartete und durch die starke Strömung auf das Festland schipperte.

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Inzwischen ist das „Alcatraz im Mittelmeer“ schon seit mehreren Jahren aufgelöst, doch wegen der über Jahrzehnte hinweg beschränkten Nutzung der Insel durch Menschen entwickelte sich auf Asinara eine Fülle von Pflanzen und Tieren, die anderswo längst der Zivilisation zum Opfer gefallen sind. 1997 wurde die Isola Asinara deshalb zusammen mit der kleinen Isola Piana und der umgebenden Meereszone zum geschützten Nationalpark erklärt, wobei weite Teile der Insel für Publikumsverkehr gesperrt sind.