Kroatien Reisebericht:
Eine Seadream Kreuzfahrt ab Dubrovnik 

Endlich wieder Urlaub! Als Selbstständiger ist die Ressource „Urlaubstag“ leider sehr knapp, daher bin ich seit ein paar Jahren auf der Schiene „wenn schon denn schon“. Richtig entspannen und sich verwöhnen lassen mit gutem Essen und guten Getränken. All dies erfüllt sich bekannter Weise in einem guten Preis/Leistungsverhältnis im Rahmen einer Luxuskreuzfahrt.

Seadream-Kreuzfahrt

Copyright: Edith M- aus Frankfurt

Luxuskreuzfahrten - meine Vorgeschichte

Bislang am meisten begeistert haben uns bei dieser Art des Urlaubes die Reedereien Seabourn und Silversea wegen der spitzenmäßigen All Inclusive Leistungen und der hervorragenden Menüs, vor allem aber weil man eine Woche lang wirklich jeden Wunsch von den Augen abgelesen bekommt. Bei den deutschen Anbietern Sea Cloud und Hapag Lloyd gibt es zwar kein All Inclusive, dafür hat man auf der Sea Cloud ein einmaliges Windjammer Erlebnis und bei Hapag Lloyd (MS Europa) ist der Service einfach unvorstellbar gut. 

Erster Versuch mit Seadream

Da wir stets darauf bedacht sind, auch etwas Neues zu entdecken, sind wir nun auf die Reederei Seadream gestoßen. Nur zwei Schiffe und jedes hat eine maximale Passagierkapazität von ca. 110 Gästen. Dazu verspricht der Katalog ein All Inclusive Konzept, wie wir es bereits von den Reedereien Silversea und Seabourn gewöhnt waren. Schnell ist eine Woche im Mittelmeer gebucht – natürlich wie immer bei unserem Stammreisebüro für Kreuzfahrten mykreuzfahrt.net - und die Vorfreude kann beginnen. Das Verhältnis von Passagieren zu Crew ist fast 1 zu 1, nur wenige Gäste an Bord, Champagner und mehr inklusive. Aufgrund der vorgenannten Erfahrungen mit den Mitbewerbern, die das Ganze für 220 (Seabourn Legend) bzw. 450 Gäste (Silversea Spirit) stemmen müssen, wuchs eine unglaubliche Erwartung an diesen Urlaub. Bei Ankunft am Hafen von Dubrovnik steht nun das kleine Schiff vor uns – optisch wirkt es eher wie ein Beiboot der Plastikriesen von Aida & Co. – das gefällt uns schon mal! Der Empfang durch die Crew ist sehr herzlich, die Formalitäten sind ruck zuck erledigt und man wird auf die Kabine begleitet. Die Tatsache, dass die kurze Wartezeit mit einem Prosecco (statt Champagner) verkürzt werden soll und dieser auch nicht mehr so wirklich prickelnd ist, wird an der Tatsache liegen, dass ein Tablett mit Gläsern schon ein kleines Weilchen auf seine Abnehmer wartet. Man muss es ja nicht trinken. Die Kabine ist recht klein, was wir schon im Vorfeld im Internet recherchiert hatten. Aber wir wollen den Urlaub ja auch nicht auf der Kabine verbringen und von der Ausstattung her ist alles da, was man als verwöhnter Gast erwartet. Einzig das Bad ist wirklich sehr sehr klein (auch das haben wir in Foren bereits im Vorfeld gelesen). Aber dass es so klein ist, dass man als etwas überdurchschnittlich großer Nordeuropäer gezwungen ist, bei der Benutzung der Toilette die Tür offenzulassen, um das Knie nicht einzuquetschen? Das ist wirklich eng. Auch das ist ein letztendlich zu verwindender kleiner Makel, insbesondere weil er bauartbedingt ist und kaum änderbar ist. Im Gegensatz dazu ist die Dusche richtig geräumig und vor allem eine echte Dusche und nicht eine Badewanne mit Duschfunktion – ich hasse diese Duschen mit den Plastikvorhängen, wo einem beim Duschen immer der Vorhang am Allerwertesten klebt. Volle Punktzahl hierfür! Die Duschseifen und Shampoos sind von exzellenter Qualität. Alles fein!

Auf Wunsch kann man an Deck nächtigen

Da beide Sea Dream Schiffe schon ein wenig älter sind, gibt es keine Kabinen mit Balkon. Dafür haben wir recherchiert, dass das Schiff auf Wunsch auf dem obersten Deck sogenannte „Balinesische Betten“ bereithält. Hier wird unter freiem Himmel eine Traumnacht geboten mit gemachtem Federbett und allem Drum und Dran. Hörte sich einfach superromantisch und herrlich an. Nach Rückfrage kann man auf unserer Reise diese Option nur am vierten Tag der Reise wahrnehmen – mit Glück konnten wir das letzte dieser 8 Freiluftbetten noch reservieren. Wer nach uns kam hat wohl Pech gehabt. Weiterhin wollten wir es uns ja diese Woche richtig gutgehen lassen, also geht es direkt von der Freiluftbett-Reservierung weiter in den Spa und Wellnessbereich, um auch hier etwas Gutes für Leib und Seele zu arrangieren. Sea Dream bietet einen Wellnessbereich mit einem thailändischen Konzept an, auch die durchführenden Mädels sind alles Thais. Preise – wie immer auf Schiffen – etwas hoch, aber was soll‘s!

All-Inclusive mit Abstrichen

Soweit sind also die Koffer ausgepackt und die ersten Termine gebucht. Dann kann es ja zur „Top Sail Bar“ gehen. Der südafrikanische Barmann weist mich auf Wunsch in die Getränkepolitik an Bord ein. All Inclusive bedeutet bei Sea Dream, dass Standardspirituosen inklusive sind und für höherwertige (oder natürlich auch SEHR hochwertige) Spirituosen werden Aufpreise fällig. Konkret heißt das in meinem Falle: Wodka Absolut ist inklusive, für meinen Lieblingswodka Grey Goose sind 7 Dollar je Glas Aufpreis fällig. Schade, denn bei Silversea und Seabourn sind die höherwertigen Spirituosen im Reisepreis eingeschlossen, bei denen fallen nur Aufpreise bei Spitzenweinen und Jahrgangschampagner an. Wobei wir beim Thema wären: Champagner. Sea Dream hat diesbezüglich einen namenlosen Champagner im Inklusivangebot, alles andere ist aufpreispflichtig. Im Gegensatz dazu hatte ich bei Silversea eine Auswahl verschiedener Marken wie Heidsieck und Pommery zum Beispiel. Was auch ganz gut war, denn bei Champagner reagiert mein Magen manchmal etwas säuerlich, auch wenn der Kopf „lecker“ sagt. Der bei Sea Dream angebotene Inklusivchampagner wird auf jeden Fall meinen Magen ärgern, das spüre ich recht schnell.

Seadream punktet mit Gastronomie & Service

Um den gesamten Bericht nicht allzu quälend lang werden zu lassen, fasse ich den Rest jetzt ein wenig mehr zusammen: Das Essen ist wirklich gut, sehr freundlicher Service und gute Speisenauswahl. Begleitend zum Dinner ist jeweils ein ausgewählter Rot- und Weißwein im Preis inbegriffen – Wasser, Limonaden, Kaffee, Espresso und Bier sowieso. Obwohl wir zunächst enttäuscht waren, dass hier keine Auswahl aus verschiedenen Weinen möglich ist (bei Silversea konnte ich aus ca. 20 inkludierten Weinen wählen), muss eindeutig festgestellt werden, dass die ausgewählten Weine von durchaus sehr guter Qualität waren und auch mit den Speisen stets gut harmonierten. Insgesamt kann Sea Dream mit den Restaurantkreationen von Seabourn, Silversea und Hapag Lloyd nicht ganz mithalten – was auf gar keinen Fall heißen soll, dass das Gebotene in irgendeiner Weise schlecht ist. Nur eben nicht ganz so gut wie bei den anderen Luxusanbietern. Zurück zum bereits erwähnten Balinesischen Bett und der erwarteten Romantiknacht. Die süße Vorstellung trifft auf die jähe Realität. Am vierten Tag (bzw. Nacht) ist es nun so weit. In der Kabine weist uns ein Kärtchen darauf hin, dass auf dem obersten Deck unser Bett gemacht ist und auf uns wartet. Also auf nach oben um im Vorfeld zu sehen, was uns da in der Nacht so erwarten mag. Zum Erreichen der Betten geht es zunächst zur bereits erwähnten „Top Sail Bar“, von dort aus ist es ein Treppchen mit drei Stufen und da sind sie. Jeweils Backbord und Steuerbord vier Doppelbetten, also insgesamt acht Schlafplätze á 2 Personen. In all unserer Erwartung hatten wir keine konkreten Vorstellungen, was nun unter „Balinesischem Bett“ zu verstehen sein könnte. Letztendlich handelt es sich um eine Doppelsonnenliege, die nächstens aufgepolstert wird und mit Kopfkissen und Bettdecke benutzungsfähig für die Nacht ist. Ca. 1 Meter neben uns jeweils links und rechts ist das nächste Balinesische Bett angesiedelt. Eine Abtrennung in irgendeiner Art und Weise ist leider nicht gegeben. Bedingt durch die Seeluft machen die Betten bereits jetzt – ein paar Stunden vor der angedachten Nutzung - einen leicht feuchten Eindruck. 

Erst Disco, dann aufs Deck ins Bett

Nach dem Dinner ist an der Top Sail Bar heute Abend ein Diskoabend angedacht. Da erschließt sich mir nun die Logik nicht mehr so ganz. Während der ganzen Reise ist nur ein Abend für die Balinesischen Betten vorgesehen, während der ganzen Reise gibt es nur einen Diskoabend. Warum muss man diese Veranstaltungen am gleichen Abend planen? Schließlich sind die Betten nur ca. 10m von der Bar entfernt und diese wird bis mindestens 2 Uhr auch stets genutzt, was ja auch in Ordnung ist. Schnell entschließen wir uns einfach zu den letzten Gästen an der Bar zu gehören, damit wir wenigstens etwas von den Bargeräuschen haben. Nach und nach huschen Gäste in ihren (sehr flauschigen) Bordbademänteln in ihr gemachtes Außenbettchen. Die ersten Gäste kommen bereits nach 20 Minuten in ebendiesen Bademänteln zurück, um doch lieber die Kabine aufzusuchen. Sie bemängeln Feuchtigkeit, Lautstärke und den Wind. Gut, zumindest letzteren sollte man schon erwarten, wenn man auf dem obersten Deck ist und das Schiff auf Fahrt ist…. Gegen 2 Uhr begeben nun auch wir uns in unsere Außenschlafstätte. Mittlerweise hat die Seeluft das Bett zu einem wirklich sehr feuchten Plätzchen gemacht, dennoch beschließen wir, mit eisernem Willen durchzuhalten. So eisern dieser Wille auch war, gegen 5:30 gaben wir auf und sind in unsere Kabine gegangen. Der Lärm des Schiffsmotors und dessen Auspuffgase waren nicht besonders angenehm und die inzwischen fast triefend nasse Decke hat ebenfalls bei uns beiden keine Jubelschreie ausgelöst. Dazu das Gefühl ohne jeglichen Blickschutz den Blicken der anderen Gäste im Schlafe ausgesetzt zu sein. Dieses Gefühl täuschte, denn als wir in unsere Kabine gegangen sind, waren ausnehmlich alle anderen Gäste ebenfalls bereits längst weg. Romantik? Nö! Ebenfalls anzumerken ist, dass die abendlichen Dinner entgegen der Fotos auf der Sea Dream Homepage unten im Restaurant stattfanden und nicht im Freien, obwohl es recht warm war. Lediglich vier Tische stehen pro Abend draußen zur Verfügung, eine Reservierung zu bekommen ist alles andere als einfach. Die Wellnessanwendung ist in diesen Ausführungen zu kurz gekommen. Sie war einfach himmlisch und ohne jeglichen Tadel. Eine Stunde Hot Stone Massage in einem traumhaften Ambiente – danach waren wir schlicht und ergreifend komplett entschleunigt und tiefenentspannt.

Unterm Strich empfehlenswert?

Fazit: Die Kreuzfahrt war wirklich sehr gut, auch wenn sich dies den vorangegangenen Zeilen nicht immer in Gänze entnehmen lassen mag. Wären wir das erste Mal auf einer Luxuskreuzfahrt gewesen, wäre dieser Bericht ganz sicher anders ausgefallen, denn Leistung und Service bei Sea Dream waren prinzipiell einwandfrei. Aufgrund der Tatsache, dass wir die dankenswerte Möglichkeit hatten, das Gebotene mit den Reedereien Silversea und Seabourn zu vergleichen, sind allerdings ein paar Abstriche zu machen und unter diesen drei Reedereien ist Sea Dream die klare Nummer Drei. Eine bittere Enttäuschung wird eine Reise auf diesen Schiffen ganz sicher nicht sein. Die Tatsache, dass maximal 120 Gäste an Bord sind, macht das Schiff sehr angenehm (wenn man keinen Trubel, Jubel und Party sucht). Wenn nun noch Reiseroute und Reisetermin genau nach Ihren Vorstellungen geboten werden, machen Sie nichts falsch mit der Reederei. Wenn allerdings bei Terminen und Routen Seabourn, Silversea oder auch die MS Europa oder die Sea Cloud vergleichbare Angebote haben, würden wir immer Sea Dream auf die letzte Position schieben. Vielleicht hat die Vorfreude auf diese Kreuzfahrt einfach eine viel zu große Erwartungshaltung produziert, die das Schiff einfach nicht halten konnte. Ein Dank nochmal an dieser Stelle an Frau Patricia Meier von mykreuzfahrt, die wieder einmal trotz unser vielen Sonderwünsche souverän die Kreuzfahrtbuchung abgewickelt hat.