Ja – Sie haben richtig gelesen: jahrelang.
 
Wie das Leben so spielt, turnst du Jahr um Jahr in der Millionenstadt München herum, aber triffst auf keinen einzigen Mann, der dich wirklich interessiert. Und kaum bist für eine Auszeit auf einer spanischen Insel, stolperst du über einen Bayern samt Söhnlein, der als allein erziehender Vater schon seit Jahren auf Mallorca lebt, und verliebst dich. Eine stürmische Liebe, sonst wäre ich bei Beziehungsknatsch nicht so oft nachts an der Steilküste der Cabo Blanco herumgeturnt…
 
Mich in den Wind stellen, den Sternenhimmel über mir, das Tosen der aufbrandenden Wellen zwanzig Meter unter mir. Mich beruhigen über den jeweiligen Knatsch mit dem Deppel. Mann, oh Mann!
 
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Ich weiß nicht, warum es gerade die Steilküste war, die ich in diesen Situationen jeweils anfuhr. Mallorca bietet viele spektakuläre Kulissen, um Abtauchen zu können und seine Gedanken fließen zu lassen. Viele Dutzende kleiner Buchten die Ostküste entlang, Fahrten (motorisiert, auf zwei Rädern oder per pedes) an jeweils Dutzend- bis hundertfach knorrigen Mandelbäumen entlang. Die Orangenhaine rund um Sollér. Die hoch aufragende Serra der Tramuntana, der Gebirgszug im Westen und Nordwesten der Insel (von wegen Mallorca hätte nur Meer...).
 
Kein Camí (Feldweg, unbefestigte Landstrasse) ist gleich, Mallorca ist an jeder Ecke, jedem Ort, jeder Region anders.
 
Es gibt auch äußerst skurrile Momente. Morgens einen mit Saharasand ockergelb gefärbten Wagen zu entdecken. Saharasand, den der Scirroco, ein starker Südwind, von Afrika übers Mittelmeer über Mallorca geblasen hat. Die Autobahn im Frühling wegen der zwischen den Fahrbahnen blühenden Oleanderbüsche verlassen zu müssen, weil sie meine Nase derart zu Heuschnupfen-Niesern reizten, dass an ein gefahrloses Fahren nicht mehr zu denken war. Erstaunt auf dem Boden auf die Stauspur der Prozessionsspinner zu sehen, die in Raupenform zur Nahrungssuche nur im Konvoi auftreten und deren Haare zu berühren mehr als nur empfindlich weh tut. Naturphänomene, die auftreten, und doch hat mich nichts so wie die Cabo Blanco beeindruckt. Na, vermutlich eher meine Aufgewühltheit und ausgerechnet dort Ruhe zu suchen und eben auch zu finden.