Den Status eines wichtigen Familienmitgliedes hat das Schwein. Es wird nur zu Kulthandlungen und besonderen Anlässen geschlachtet. Unser Fahrer hat auf dem Markt in Wamena ein fettes Exemplar erstanden und es der Danidorfgemeinschaft gestiftet.

 

Natürlich sind wir aus diesem Grunde am nächsten Tage sehr willkommene Gäste beim Schweinekochfest im Kral. Der Chief begrüßt und mit „Wah, Wah, Wah“, was soviel wie „Willkommen“ bedeuten soll. Alle Dorfbewohner haben sich schön gemacht. Paradiesvogelfedern schmücken die Köpfe und die Gesichter sind mit Ruß und Asche beschmiert.

 

Nachdem die Krieger ein wenig ihre Kampfeskunst vorgeführt und die Frauen uns singend begrüßt haben, wird es Ernst. Das arme Schweinchen, von zwei Männern schussgerecht präsentiert, wird mit gezieltem Bogenschuss getötet. Im inzwischen entfachten Feuer werden Steine heiß gemacht und die Frauen polstern die Kochgrube mit frischen Gräsern, Blättern und Kräutern aus.

 

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Die heißen Steine werden sorgfältig mit pinzettenartigen langen Stangen in dem Erdofen platziert. Dann folgen Süßkartoffeln, Gemüse und schließlich die inzwischen ausgenommene Hauptperson, das Schwein. Die Ofengrube wird wieder mit Gräsern und heißen Steinen sauber abgedeckt und mit Rotanglianen fest verpackt. Dann bleibt nur noch Warten. Die Frauen wenden sich ihren üblichen Tätigkeiten, wie der Körperpflege und dem Flechten der Stirnnetze zu, wobei die über allem schwebende Vorfreude auf die kommenden Leckerbissen fast zu greifen ist. Alle Bewohner des Dorfes sind so beschäftigt, dass wir beiden Besucher gar nicht mehr auffallen und so die Möglichkeit haben unsere Eindrücke in Ruhe und Gelassenheit zu sammeln.

 

Nach Stunden wird der Erdofen geöffnet, die Männer schließen sich zu einem Kreis zusammen und in gebührendem Abstand scharen sich die Frauen um die Kochgrube. Während die Frauen vorerst nur das Gemüse, die Gräser und die Kräuter verzehren, hat der Chief die Aufgabe die Verteilung des Fleisches unter den Männern vorzunehmen. Mit Bedacht und Übersicht wird jedes männliche Mitglied der Gemeinschaft versorgt. Unter lautem Schmatzen beim Genuss der Köstlichkeiten und Knabbern an den Knochen zieht eine ruhige und friedliche Stimmung ins Dorf.

 

Ein junger Mann wird zum Frauenkreis ausgeschickt, um pflanzliche Beilagen für die Männer zu erbitten. Im Gegenzug kommt der Clanchef persönlich und teilt den Frauen ebenfalls eine Portion des Fleisches zu. Wir aber wollen nicht länger stören und ziehen uns leise zurück, mit einem Erlebnis im Herzen, das wir sicher nicht so schnell vergessen werden.

 

Noch ein paar Tage auf Bali zum Abschluss. Kuta, ein Schlag mit der Keule nach spartanischem Baliemtal. Tosender Verkehr, schicke Restaurants, Dependancen aller Modelabels, Preisauszeichnung in Aussie-Dollars – wir fühlen uns im falschen Film. Aber, ein bisschen schön ist es auch. 

 

Heinz Schröder