Ein Ruck geht durch unser Schiff: Die „YEPAYEK“ ist sanft, aber deutlich vernehmbar mit dem Bug an die Felswand des Fjordes gestoßen. Kapitän Germán Coronado und seine Besatzung vertäuen das robuste kleine Schiff an einigen Bäumen, die in den Nischen der Steilwand wurzeln. Die Maschine wird gestoppt und Stille kehrt ein. Für uns ist dies das Zeichen, in unsere klammen Tauchanzüge zu steigen. Gleich werden wir mehr oder weniger elegant von der Bordwand in den Fjord eintauchen.

Es regnet. Aber das ist hier oft so. Wir sind in einer der feuchtesten Regionen dieser Erde. Weiter im Norden, auf Höhe der Insel Chiloé, sind es rund 6000 mm Niederschlag im Jahr. Hier, einige hundert km weiter südlich, mag es etwas weniger sein. Doch auch hier vergeht kein Tag ohne Regen. Allerdings vergeht auch kein Tag ohne Sonnenschein. Und wir werden manchmal mit den schönsten Regenbögen belohnt.
Victor, der Bootsmann, redet sehr wenig. Jetzt sagt er lächelnd „tiempo bueno“ – gutes Wetter – und er hat Recht, denn das Meer ist ruhig, die Sicht nicht schlecht.

YEPAYEK am Steg der Hafenpolizei von „Puert Eden“

Kapitän Germán Coronado am Ruder
 
 
Die „YEPAYEK“ ist ein kleines Schiff der Nationalparkverwaltung. Ihre Besatzung besteht aus drei Rangern (hier „guardaparques“ genannt) des Nationalparkes „Bernardo O´Higgins“. Dieser Nationalpark liegt in einer wilden, sturmumtosten Meeresregion um die „Isla Wellington“ im Süden Chiles. Weite Teile des Nationalparkes sind nur mit dem Schiff erreichbar.
Die „YEPAYEK“ fährt mit uns durch ein Labyrinth von Inseln, Fjorden und Kanälen. Es sind atemberaubende Landschaften. An vielen Stellen rauschen Bäche und Wasserfälle die steilen Hänge hinab. Und einige Male nähern wir uns den Gletschern des „Campo de Hielo Sur“, des „Südlichen Patagonischen Inlandeises“. Menschliche Siedlungen gibt es hier nur ganz wenige.