Schon beim Aufstieg sahen wir viele, meist betagte Schildkröten, aber hier oben wimmelt es von riesigen Exemplaren, die um sich zu kühlen im schlammigen Wasser selbst gegrabener Pfützen ruhen. Durch die aufreißenden Wolken erhaschen wir erstmals einen Blick hinab in den etwa 52 kmumfassenden Kraterboden, der jetzt von üppigem Grün bedeckt ist. Am Innenrand der Südseite dampft eine Fumarole in den Himmel die zeigt, dass der Alcedo noch nicht wirklich erloschen ist. Hier oben breitet sich ein dichter Nebelwald aus. Vorwiegend aus mit den Sonnenblumen verwandten Scalesia-Arten, deren Zweige dicht mit epiphytischen Moosen, Misteln, Orchideen, Bärlappen und Farnen bedeckt sind. Jetzt Ende März finden sich auf allen Pflanzen unzählige bunte Raupen. Meist von wohl noch kaum erforschten Nachtfaltern, von denen hier die meisten auch tagaktiv sind. Tagfalter gibt es dagegen auf den Inseln nur in wenigen Arten. Hier oben sind hauptsächlich die robusten Monarchfalter unterwegs, die sogar im Regen fliegen.

 

Als sich die wallenden Nebel lichten, schwärmen wir zum Erkunden aus. Zum Glück sind die lästigen Stechfliegen verschwunden. Rund um uns weiden gigantische Schildkröten und walzen alles nieder, was ihnen im Weg ist. Die bis 200 kg schweren Tiere werden locker 150 Jahre alt und pflanzen sich mit 40 erstmals fort. Jungtiere treffen wir hier nur sehr wenige. Das zeigt wie hoch der Feinddruck durch verwilderte Hausschweine und Hunde ist, die sich über die Gelege hermachen.

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Die Riesenschildkröten wurden früher zu tausenden als lebender Proviant auf die Schiffe verladen. Dadurch sind viele Inselrassen ausgestorben und die Überlebenden konnten sich nur auf den unzugänglichen Bergen halten. Im Gegensatz zu den unglaublich zutraulichen Wildtieren dieser Inseln, sind die zur Ausrottung freigegebenen verwilderten Haustiere extrem scheu. Hier auf dem Vulkan hören wir ständig die Rufe der verwilderten Esel, finden deren Kot auf den Schildkrötenwechseln, aber haben nur kurze Sichtbeobachtungen, dann sind die Tiere wie Gespenster wieder im Nebel und der dichten Vegetation verschwunden. Nur die Schädel verdursteter Esel sind von früher hier gewesenen Reisenden als Wegmarkierung auf Äste gesteckt und dienen noch im Tod der Orientierung.