Doch die einzigen Lebewesen, die wir noch zu Gesicht bekamen, waren Ameisen. Und zwar zum einen die Blattschneiderameisen und zum anderen die sogenannten ´Congas`, die ich schon unter dem Namen ´Bullet Ants`  kannte. Die Wege der Blattschneiderameisen kreuzten immer wieder unseren Pfad. Vorsichtig traten wir über sie hinweg, um sie nicht in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Richtig fleißig waren sie, wie sie kleine grüne, aus Blättern herausgeschnittene Blattstückchen über ihren Köpfen in Richtung Ameisenbau trugen und dabei über ihre Autobahnen flitzten. Dabei wollten wir sie natürlich nicht stören.
Die ´Congas`, eine recht große Ameisenart, war nicht ganz so niedlich. Allein ihre Größe machte mir schon angst. Außerdem ist ihr Biss sehr, sehr unangenehm. Ich habe gehört, dass es das schmerzhafteste aller Insektengifte ist. Ihr Biss soll etwa genauso weh tun, wie wenn man von einer Gewehrkugel getroffen wird. Daher kam wahrscheinlich auch der zweite mir bekannte Name: ´Bullet-Ants`. Außerdem hieß es, dass ein Mensch an sieben oder acht Bissen sterben konnte. Und reagierte man auf deren Gift allergisch, konnte ein einziger Biss schon gefährlich sein. Ich kann das nicht beurteilen, mich hatte weder jemals eine ´Conga` gebissen, noch bin ich jemals von einer Kugel getroffen worden. Sicherheitshalber ging ich nicht zu dicht an das Tierchen heran, es hätte ja gut sein können, dass es sich schon im Wald herumgesprochen hatte, dass ich einige ihrer Verwandten verspeist hatte, und die große ´Conga` jetzt auf Rache sann ...
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Es war ein schöner langer Spaziergang und ich genoss ihn mit jedem Atemzug, denn am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück in die Zivilisation. Ich prägte mir alles genau ein, die verschiedenen Grüntöne, die Geräusche und die Gerüche. Zu Hause wollte ich mich an jedes Detail erinnern können, sei es die Stabheuschrecke, die man nur mit viel Glück an der Rinde eines Baumes erkennen kann, oder die emsigen Blattschneiderameisen, oder der schwere, leicht moderige Geruch des Waldes.
 

Etwas schwermütig wusch ich auf der Treppe am Fluss den Schlamm von meinen Stiefeln. Stand außer Faulenzen in den Hängematten – mit denen selbst ich mich mittlerweile angefreundet hatte - noch etwas auf dem Programm?  Ach ja, wir hatten noch gar nicht mit dem Blasrohr geschossen (heißt das schießen?). Bestimmt probierten wir es nach der Siesta aus. Also schaukelte ich noch eine Runde in einer der Hängematten und genoss das faule Leben.
Jutta, Richard und Gerhard wollten noch eine Runde auf dem See paddeln, das war auch mir eine willkommene Abwechslung. Jutta paddelte vorne und Gerhard saß mit seinem Paddel am Heck des schwankenden Kanus. Irgendwie klappte die Kommunikation zwischen den beiden nicht so ganz, immer wieder fuhren wir ins Schilf oder saßen auf einem Baumstamm fest. Für uns passive Zuschauer war es recht amüsant, schließlich heißt es doch so schön ´der Weg ist das Ziel`.  
Nachdem wir wieder heil zurück waren, wollte ich auch mal paddeln und setzte mich ins Heck des Kanus auf Gerhards Platz. Jutta paddelte vorne und ich hinten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten klappte es dann doch ganz gut. Leise glitten wir über den See, mal wieder nach der Anakonda Ausschau haltend. Doch auch diesmal vergeblich.
Das Paddeln gefiel mir, und so drehte ich noch eine Runde, bis in den hintersten Winkel des schmalen, langgezogenen Sees und wieder zurück.
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Durch diese körperliche Anstrengung kam ich ganz schön ins Schwitzen, immerhin stand auch noch die Sonne hoch am Himmel. Ich bemerkte gar nicht, dass sich an meinen Händen Blasen bildeten, ich nahm sie erst wahr, als ich wieder zurück am Bootssteg mit hochrotem Kopf das Holzpaddel aus den Händen legte. Aber da war es schon zu spät. Mich hätte die Jutta als erfahrene Rudererin (?) doch auch vorwarnen können, dass ich es nicht übertreiben soll mit dem Paddeln...
Endlich war es soweit, John kam mit einem Köcher mit kleinen, dünnen, langen Holzpfeilen, setzte sich an einen der Tische und bereitete die Pfeile für das Blasrohrschießen vor. Doch ich musste mich noch einige Zeit gedulden, auf der Wiese, wo wir üben wollten, wurde noch eifrig Fußball gespielt. Die gesamte Belegschaft von Bataburo gegen die Bleichgesichter. So bleich waren die aber auch nicht mehr, nicht nur ich lief mit hochrotem Kopf herum, auch die Fußballer sahen so aus, als würden sie gleich mit Hitzschlag umkippen. Wir Frauen beobachteten das Spiel vom Spielfeldrand aus und hatten wirklich Spaß dabei. Wahrscheinlich sogar mehr Spaß, als die Spieler selber. Die schienen das nämlich sehr ernst zu nehmen und schimpften miteinander, wenn etwas nicht so recht klappte. Hatte der Gegner mal den Ball durch einen ungenauen Pass bekommen, wurden immer die anderen dafür verantwortlich gemacht. Wir konnten das nicht so recht begreifen, denn es war doch bloß ein Spiel, und diese erwachsenen (?) Männer benahmen sich wie kleine Jungs, die auf dem Schulhof Fußball spielten. Sowieso verstand ich nicht, was erwachsene Männer dazu veranlasst, alle hinter einem Ball herzurennen. Warum bekam nicht jeder seinen eigenen Ball?
  Jedenfalls registrierte ich mit Freuden, dass das Spiel sich dem Ende zuneigte. Dann konnten wir endlich mit dem Blasrohr anfangen.