Plötzlich rief Birte: „Ich glaube, bei mir hat einer angebissen!“ und holte die Angelschnur ins Boot. Und schon zappelte ein Piranha zwischen uns. Ich hatte mir Piranhas immer viel kleiner vorgestellt und hoffte insgeheim, dass dies schon ein ausgewachsenes Tier war. Der sah auch gar nicht so glitschig aus wie ich dachte.  Damit der Fisch nicht so herumzappelte und im Boot rumsprang, stellte Norbert seinen Stiefel auf den Fisch und drückte ihn vorsichtig zu Boden. John bückte sich und wollte den Piranha in die Hand nehmen um uns mit Hilfe eines Stück Holzes zu zeigen wie messerscharf die Zähne dieses Raubfisches sind. Doch der Piranha war schneller, und obwohl er durch den Stiefel in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war, erwischte er in Sekundenschnelle John´s Finger! Er biss nicht nur rein, sondern gleich ab! Das Blut schoss heraus und rann die Bordwand herab. Die abgebissene Fingerkuppe lag neben dem Fisch. Betroffen schauten wir uns an, das ging alles so schnell. Der Schreck war groß, doch John nahm die Sache relativ gelassen, obwohl ich mir vorstellen konnte wie weh das tun musste. Keiner hatte Verbandszeug mit, noch nicht einmal ein Pflaster war vorhanden. Nachdem provisorisch ein Taschentuch um den verbleibenden Finger gewickelt war, schmiss John die blutige Fingerkuppe ins Wasser und wir traten schweigend den Rückweg an. Der Fisch hatte seine Chance verspielt, wieder ins Wasser geworfen zu werden. Zu Mittag  gab es also Piranha.

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So praxisnah hätte er uns die Gefährlichkeit der niedlichen Fischlein nicht zu demonstrieren brauchen. In der Lodge weigerte sich John, unseren Arzt an die Wunde heranzulassen. Er vertraute mehr auf seine Dschungelmedizin
Ausgerüstet mit einem neuen Guide machten wir uns wieder auf den Weg. Diesmal fuhren wir flussaufwärts zum Angeln. Wieder wurde das Boot am Ufer befestigt und wir warfen unsere Köder aus. Als sich nach einiger Zeit immer noch nichts tat an unseren Haken, beschlossen wir, wieder flussabwärts zu der Flussgabelung zu fahren, wovon wir definitiv wussten, dass es dort Piranhas gab. Zumindest einen bis vorhin. 
Das Boot wurde wieder an einem Baum am Ufer festgebunden und kaum hatten wir alle unsere Angeln ausgeworfen, schwärmten Bienen aus dem Baum heraus. Die hatten da bestimmt ein Nest und fühlten sich durch uns gestört. Wir hatten also die Wahl zwischen Bienenstich im Boot und Piranhabiss im Wasser... Schnell fuhren wir wieder ein paar Meter weiter.
Nicht alle wollten weiter angeln und nicht nur Martina wollte die rohen Fleischstücke für die Haken nicht anfassen. Sie schauten einfach nur zu. Wahrscheinlich hofften einige auch, dass wir nichts mehr fangen würden...
In der Zwischenzeit hatte mich das Angelfieber auch gepackt, und da ich nun wusste, dass die Piranhas tatsächlich auch mal anbeißen, wollte ich auch ein Exemplar fangen. Die Zeit verging und gespannt starrte ich auf das Wasser. Nichts. Mir kam die Idee, dass Piranhas vielleicht schneller anbeißen, wenn sie dachten es ist etwas Lebendes ins Wasser gefallen. Also  spielte ich ihnen vor, mein Köder würde ein ins Wasser gefallenes Tier sein. Ich stellte mich hin und tauchte das Stück Fleisch immer wieder ins Wasser, in der Hoffnung, ein Piranha hielt das für ein zappelndes Tier. Den einzigen Erfolg, den ich hatte, war, dass  Günter sich über meine spezielle Angeltechnik kaputt lachte. Ich würde das Fleisch wie in einer Sauce dippen... Auch andere lächelten über diese Technik.  Ja ja, lacht ihr nur. Ihr habt bisher genauso viel gefangen wie ich.