Beim Verlassen der Werkstatt denke ich als erstes, dass Frankreich Ekuador den Krieg erklärt hat, doch bei der riesigen weißen Wolke die wir sehen handelt es sich nicht um einen Atompilz, wie zur  Zeit wieder des Öfteren  über dem Mururoa  Atoll zu sehen, sondern um eine weitere Eruption des Tungurahua, zirka 40 Kilometer entfernt. Zur  Zeit sind in Ekuador zwei Vulkane aktiv, außer dem Tungurahua noch der Pichincha, der sich aber als nicht so gefällig erweist. Nach kurzer Stadtbesichtigung abends wieder äusserst angenehme Andenfolklore im Hotel. El Condor pasa von Simon & Garfunkel kam ja seinerzeit schon super.

Am nächsten Tag geht´s ab zum höchsten Berg Ekuadors, dem Chimborazo(6310 Meter). Die Ekuadorianer bestehen darauf mit Ihm im Besitz des höchsten Berges der Welt zu sein, und das geht so: Sie messen nicht vom Meeresspiegel aus sondern vom Erdmittelpunkt. Da die Erde an den Polen abgeflacht ist, und am Äquator Ihre größte Ausdehnung erreicht, ist man auf dem Gipfel des Chimborazo der Sonne über 2000 Meter näher als ganz oben auf dem Mount Everest.

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Bei 4000 Meter Höhe angelangt, gehen wir erst mal auf Pirschfahrt. Wir suchen Vicunhas, die seltenste und wertvollste Lamaart, und wir haben wieder Glück und finden sie auch. Ein Schal aus Vicunhawolle ist wertvoller als einer aus Kaschmir. Mittlerweile hat man begriffen, dass es mehr bringt (auf Dauer gesehen) sie zu erhalten als abzuknallen. Sie sind in Gefangenschaft schwer zu halten und kaum zu vermehren. Einmal im Jahr bildet man aus vielen Andendörfern Treiberkolonnen bis 30000 Mann die die Tiere in Netze treiben. Sie werden geschoren und wieder laufen gelassen. Damit das Monopol nicht gebrochen wird, erhält das Ausland nur kastrierte Vicunhas, um zu verhindern dass außer Strauß, Känguruh und Krokodil nicht auch noch irgendwo auf der Welt Vicunhafarmen entstehen.

Nach erfolgreicher Pirsch geht´s rauf zur 4800 Meter hoch gelegenen ersten Schutzhütte des Chimborazo, natürlich mit dem Bus. Draußen beginnt ein Martyrium. Wir bewegen uns wie achtzigjährige Rentner. Fitness-Center Heike rennt 10 Meter zurück zum Bus um noch etwas zu holen, und bricht fast zusammen. Trotz allem lassen wir uns nicht klein kriegen. Zu lange haben wir uns hierauf gefreut und vorbereitet, um jetzt schlapp zu machen. Wir geben uns einen letzten Ruck und beginnen mutig mit dem Aufstieg, von der ersten Schutzhütte, (4800 Meter) zur zweiten (5000 Meter). Auch wenn es lächerlich klingt und auch sollte, diese 200 Meter haben es tatsächlich in sich. Wir haben Kopfschmerzen, Herzrasen, Atemnot und fühlen uns wie nach einem 10 Kilometer Lauf.