Bei der Stadtrundfahrt durch Lagos sehen wir viele der jungen Straßenverkäufer, die unter großem Risiko an den fahrenden Autos und Motorrädern vorbei laufen, um kleine Snacks für ein paar Naira loszuwerden. Dennoch ist das Stadtbild dieser Megacity mit mehr als 15 Mio. Einwohnern nicht so erschreckend wie erwartet. Auch wenn große Slums neben den Villen wohlhabender Nigerianer nach wie vor das Stadtbild prägen, sind beispielsweise die Müllberge weniger katastrophal als ich sie aus den Medien kenne.
 
{{g_ads}}
 
„Unser Gouverneur, Babatunde Fashola, hat hier bereits Ungeheures geleistet“, erläutert uns der Stadtführer Femi. An einem Straßenbahnnetz wird auch bereits gebaut, um die oft von Staus verstopften Straßen der ehemaligen Hauptstadt langfristig zu entlasten. Wie viel sich in dieser Stadt bewegt, merkt man auch an der Kulturszene. Bei einem Abendessen erzählen uns Regisseure, Schriftsteller und Schauspieler eindrucksvoll von dem Boom der „Nollywood“-Filmindustrie. Auch sonst wirkt sich die elektrisierende Lebendigkeit der Stadt auf unsere Stimmung aus.
 
Während unseres Aufenthaltes in Lagos verhüllt ein graubrauner Nebel die Stadt, die Sonne ist kaum zu sehen. Es liegt an winzigen Sandpartikeln, die der Harmattan-Wind aus der Sahara durch das Land fegt. Bei unserer Bootsfahrt durch die Lagune von Lagos sieht man kaum 100 Meter weit, und die Bohrtürme und Boote, an denen wir vorbeifahren, wirken gespenstisch. Einige Holzkähne mit Sandtauchern kreuzen unseren Weg. „Sie tauchen immer wieder an den Grund und bringen Sand nach oben, manchmal schafft eine Person eine ganze Tonne am Tag. Der Sand wird dann weiter verkauft und für den Bau von Häusern verwendet,“ erklärt der Reiseführer. Die Taucher in den Booten winken uns nicht zurück, ziehen sich Eimer über ihre Köpfe, und machen uns abweisende Zeichen, um ja nicht fotografiert zu werden.