Frankreich Reisebericht:
Auvergne - eine Jakobsweg-Wanderung auf unbekannten Pfaden

1. Etappe

Le Puy en Velay nach Gutdünken 
Montag, 5. Juli 2004 
 
Le Puy en Velay, eindeutig mittelalterlicher Kern, die Gassen sind zum Teil kaum breit genug, um genug Licht herabzulassen, um Fensterbänke begrünen zu können. Die Häuser haben Bäuche oder Madonnen hinter Gitterecken und alles erreicht man zu Fuß am besten. Ein mediterranes Flair weht über die bunten Fassaden und bedeckt hauchdünn den Basaltgrund klerikaler Enge.
 
Gerade bin ich durch die Glocke der benachbarten Kathedrale geweckt worden. Ein einzelnes "Tsoing" drang in mein Ohr und dann das Prasseln des Regens. Es macht richtig ordentlich runter und grollt in der Ferne. "Le Pluie en Vallée" – der Regen im Tal. Hoffentlich wird das morgen nicht so ein Wetter! Wir wären innerhalb einer Viertelstunde verratzt.
 
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Vorhin habe ich die Kathedrale intensiv umrundet. Vom Grand Séminaire aus ist man eigentlich in zwei Minuten in der Kirche, vorausgesetzt, man nimmt den Zugang am Glockenturm. Heute Mittag war ich bereits dort, die schwarze Madonna besuchen. Danach wollte ich zu dem anderen Gotteshaus mit dem riesigen Portal, dass ich in der Stadt gesehen hatte. Es ist leicht zu erahnen, was kommt: ich rannte eine Viertelstunde durch die Straßen, erklomm hunderte von Stufen, durchwanderte das Portal, Stufen, Gang, Stufen, Stufen und wieder ein Absatz, Nonnen, Pilger, Stufen, um schließlich an eine kleine Tür zu gelangen, die ich noch ganz atemlos aufdrückte. Wieder stand ich mitten drin in der Kathedrale. Der vermeintliche Beichtstuhl Mitte links war der Haupteingang. Ein Pilgerparcour, der sich gewaschen hat. Die Moral von der Geschichte kann sich jeder selbst basteln.
 
"Fermer le lundi!" – Montags geschlossen. Das kann man sich schon mal getrost merken. Nahezu alle interessanten Geschäfte haben hier sonntags und montags geschlossen. Heute Nachmittag suchten wir vergeblich nach einem Fotoladen. Batterien bekamen wir schließlich am Fuße von St. Michel d'Aiguihle, der kleinen romanischen Kirche, die sich hoch auf einem einzelnen Felsen über die Stadt erhebt.
 

Dort waren drei Freskenmalern am Werk. Auf ihren Gerüsten, teilweise liegend, zogen sie Linie um Linie in den Putz. Die malende Hand stützte sich auf eine weiche Rolle, welche von der freien Hand an einem langem Stock mitgeführt wurde, um so zu verhindern, dass die flach aufliegende Handaußenkante das eben erschaffene Werk wieder auslöschen konnte.

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