Die abendliche Pirschfahrt gewährt die Beobachtung von Wasserböcken. Hinter Schirmakazien verschwindet fotogen die Sonne. Wir waschen uns am Fluß. Es ist warm, beim hastigen Teetrinken gerät man ins Schwitzen. Die Mannschaft zaubert ein treffliches Abendbrot aus verschiedenen Gemüsen. In der warmen afrikanischen Nacht lärmen Vögel, Grillen, Schakale. In den Bäumen über unseren Zelten brüllen Affen.
17.10.2002
Beim Frühstücken beobachten uns die ruhestörenden Primaten. Wir packen zusammen und fahren zurück nach Jinka, um an dem anderen Fahrzeug einen Riß schweißen zu lassen (ohne Erfolg, da Stromsperre). Defekt sei kein Problem, so fahren wir weiter nach Key Afer. Die Banna mit ihren Kürbisschalen als Kopfschmuck, streben beladen mit Milch, Honig, Butter gefüllten Kalebassen und Tieren zum Markt.

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Quicklebendiges Treiben zwischen Auslagen von Obst, Gewürzen, bunten Plastschüsseln, Feuerholz, Hühnern und Kaffeespreu (für Tee) und hunderten anderen Dingen empfängt uns. Perlenschmuck, blaue Wickeltücher, Lederschurz, Blechrollen, Metallringe, Bemalungen sind zu bewundern. Hamer-Frauen mit ihren Haarschnüren, gedreht aus Butter und farbiger Erde, bieten Lebensmittel an.

Alle Männer im Süden tragen einen selbstgeschnitzten, kleinen, hölzernen Hocker mit sich herum, daran wird stetig noch mit Sand und Blättern geschmirgelt. Beim Schlafen als Kopfstütze oder in Kauerstellung als Gesäßunterlage ist er unentbehrlich.
Der Dorfälteste bittet uns, ihn zu fotografieren, schenken ihm dafür einen Knirps. Unbändige Freude bewegt den Häuptling. Er möchte uns gern sein Haus zeigen. Diese armselige Unterkunft aus Ästen, Pappe, Blättern und Ziegenhaut regt zum Nachdenken an. Schlimmer geht’s nimmer. Heute ist er der glücklichste Mensch im Ort und wird allseits bewundert. Ich filme aus Gürtelhöhe.
Traumhafte afrikanische Landschaft zieht vorbei. Diverse blühende Euphorbien, die beliebten Akazien, Termitentürme, ausgewaschene Flußbetten, Menschen strömen, Tiere treibend von einem Markt heimwärts. Uns zuwinkend die Frauen in schönen
Trachten, die Männer mit den russischen Gewehren, oder sie schreiten stolz mit erhobenen Händen einen Stock auf den Schultern haltend. Über den Bergketten türmen sich gewaltige Wolken, Sand wirbelt empor, es staubt und über dem Land mit dem weiten Horizont gleißt ein grelles Licht.
Unser Fahrer ist immer gut drauf, niemals müde. Noch eine Polizeistation, dann schlagen wir hinter Turmi, in schöner Gegend, am trockenen Keskefluß unter fruchttragenden Mangobäumen unsere Zelte auf. Waschen fällt spärlich aus. Um den Griff am Pumpenschwengel streiten sich die Jungen, für einige Hübe wird schon 1 Birr rausspringen. Man kann auch duschen: für 1 ½ Fotoeinheiten tröpfelt aus einem Plastkanister über Kopf Wasser hinab.
Abendessen schnell und gut gezaubert, bei warmen Wind und warmen Bier sitzen wir bei Gaslicht in lustiger Runde.

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 18.10.2002

Heute Morgen ist es schon sehr warm, denn wir fahren in der Omo-Tiefebene. Das Auto schlingert im Schlamm grundloser Regenfurchen. Dornenbewährte Büsche kratzen, verschiedene Euphorbien blühen, Termitenhügel stehen wie Schornsteine im lichten Akaziengestrüpp. Allerlei Vögel gibt es zu sehen und lebhafte Schmetterlinge. Zeitweise schauert es, aber das Wasser versickert nicht. An der Murle-Lodge halten wir, schauen uns einige bescheidene Tiergehege an und fahren durch Steppe weiter nach Murule – nur noch 35 km von der kenianischen Grenze entfernt. Die romantische Ortschaft liegt an einer Biegung des Omo, der hier ein sehr tiefes Tal gegraben hat. Die Eingeborenen vom Stamm der Karo begrüßen uns lebhaft: sparsam bekleidet mit Perlen geschmücktem Ziegenleder, einen beweglichen Nagel durch die Unterlippe gespießt, Frauen mit auffälligen, aufgeworfenen Narbenstreifen auf den Rücken, Männer wieder mit der obligatorischen Kalaschnikow und schwerem Patronengürtel auf – und ausgerüstet, Schwärme von quirligen Kindern ergreifen unsere Hände. Zu bewundern sind künstlerische Körperbemalungen aus Erdfarben. Beim Rundgang durch das Schilfhüttendorf entdecken wir eine Behausung mit Tierkindern, Frauen bearbeiten Felle oder mahlen Getreide zwischen zwei Steinen.
Ein Auto fährt heran, ein Weißer steigt aus und wird herzlich begrüßt: ein Franzose, der hier in diesen Hütten zeitweilig schon 15 Jahre lebt!
Die Rückfahrt unterbrechen wir an einem Hamer-Dorf. Wir finden nichts Neues und fotografieren nicht, so werden wir mit energischer Geste weggeschickt!
Alle plagt der Durst, deshalb wird in Turmi angehalten. In einer Hütte wird Flaschenbier Bedele gereicht. Einheimische sitzen unter uns – allgemeines beäugen und abtasten. Sisay spendiert den Mädels Honigwein (schmeckt aromatisch). Ein Stummer verständigt sich mit uns über Pantomime, raffiniert entlockt er uns Geld, nachdem er sich mit unseren Mädels ablichten läßt. Anschließend folgt die perfekte Kaffeezeremonie.
Wie immer gibt es reichlich warmes Abendessen bei Grillenzirpen, Affenschrei. In der Nacht schauert es aufs Zeltdach.