Algerien Reisebericht: Von Tamanrasset nach Djanet 

„Das glaube ich jetzt aber nicht!“

Ich verenge meine Augen zu Schlitzen, beschatte sie mit den Händen, putze die Brillengläser – das Bild bleibt dasselbe. Eine Fata Morgana? Dafür ist die Erscheinung zu nah. Sarah und Maggie, meine Reisegefährtinnen, rubbeln mit den Zipfeln ihrer Palästinensertücher die Frontscheibe des Jeeps, aber die Patina ist nicht Schuld an der Erscheinung.
Hassiba und die drei Tuareg, unser angemieteter Reiseleiter mit seiner Crew, sind aus den Geländewagen geklettert. In den traditionellen Gewändern heben sie sich wie blaue Zypressen von der unwirklichen Landschaft ab. Ihre fahrigen Bewegungen lassen erahnen, wie verwirrt sie sind.
 
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Vor wenigen Tagen sind wir im strömenden Regen von Tamanrasset, einer Handelsoase auf dem Weg nach Schwarzafrika, aufgebrochen und haben uns bis gestern durch Regen, Schlamm und Pfützen Richtung Niger gewühlt. Mehr als einmal stockte uns der Atem, wenn die Fahrer die Geländewagen durch reißende Flüsse dirigierten, die sie bisher nur als Trockentäler kannten. Nun liegen die regenschweren Wolkenmassen, welche die Ausläufer des Hoggargebirges einhüllten, hinter uns, und wir sind auf einer einsamen Piste entlang der Grenze zum Niger unterwegs. Als nächste Etappen sind prähistorische Felsmalereien, die Überquerung des überwältigenden Dünenmeers des Erg D’Amer sowie ein Stopp in der abgelegenen Oase Djanet vorgesehen.
Endlich bietet die Wüste das Bild, das wir erwartet haben, trocken, heiß und staubig; Geröll und Sand, so weit das Auge reicht; und über allem spannt sich ein Himmel wie aus Seide. In wilder Jagd über Schotterpisten mit Fahrrillen, die jedem Kartoffelacker Ehre machen würden, versuchen die Fahrer, den Zeitverlust aufzuholen, um die Gravuren, das heutige Etappenziel, rechtzeitig vor der Dunkelheit zu erreichen. Hassiba wurde nicht müde, sie immer wieder als besonders beeindruckend zu schildern.
Bis vor wenigen Minuten jedenfalls.