Die Erinnerung an den Befreiungskampf ist überall in Eritrea noch sehr lebendig. Nachdem das Land von 1882-1941 von den Italienern kolonisiert wurde, übernahmen die Briten für 9 Jahre die Herrschaft (und plünderten die von den Italienern aufgebauten Fabriken). Im Jahre 1950 wurde Eritrea dann durch die Vereinten Nationen zu Äthiopiens vierzehnter Provinz erklärt. Gegen die zunehmende Ausbeutung und Unterdrückung durch die äthiopischen Herren bildeten sich in den frühen 70er Jahren verschiedene Unabhängigkeitsbewegungen, aus der schließlich die Eritreische Volksbefreiungsfront(EPLF) als stärkste Fraktion hervorging. Da die Freiheitskämpfer 1978 kurz vor dem Sieg standen, beschloss die damalige UdSSR, die sozialistische Regierung Äthiopiens auch militärisch zu unterstützen, u.a. mit 72 MIG Kampfjets. Nach einem strategischen Rückzug der Freiheitskämpfer in die Berge folgte 1988 eine umfassende Offensive mit erbeuteten Waffen, 1990 wurde dann die strategisch wichtige Hafenstadt Massawa eingenommen und die demoralisierten äthiopischen Truppen flüchteten schließlich kampflos aus der Hauptstadt Asmara heimwärts.

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Diesem Rückzug ist es zu verdanken, dass Asmara seinen italienischen Charme weitgehend behalten hat. Nicht nur Strassencafes, Gebäude im mediterranen Stil und der allgegenwärtige Espresso erinnern an die ehemalige Kolonialmacht, auch die allabendliche Passeggiatta ist ein Zeugnis vergangener Zeiten. Ab 16:30 treffen sich die Asmarinos auf der Hauptstrasse, tauschen Klatsch aus, begutachten die aktuellen Aushänge der Kinos oder sitzen in Strassencafes. Bei einer Lage von 2.300m über dem Meeresspiegel wird es abends etwas kühl, doch die Asmarinos sind mit Recht stolz auf ihre Stadt. Anfang der 30er Jahre wollte der italienische Diktator Benito Musselini Asmara zu einer italienischen Vorzeigestadt in Afrika machen und ließ einen regelrechten Bauboom ausbrechen. So wurden Kinopaläste mit grossen Lichtkuppeln, Restaurants im verspielten Art Deco Stil und riesige Verwaltungsgebäude im faschistischen Brachialstil geschaffen, die Architekten liessen ihrer Phantasie freien Lauf. Liebevoll wird dieses Erbe seitdem gepflegt, jeden Abend ziehen Reinigungskolonnen durch die Strassen und sorgen für Sauberkeit. Im Gegensatz zu anderen afrikanischen Städten ist Asmara aber nicht nur sauber, sondern auch sehr sicher. So ist es kein Problem nachts um zwei allein durch die Strassen zu streifen, selbst der Präsident ließ sich bis vor kurzem ohne Leibwächter zur abendlichen Passeggiatta sehen.