Da wir gerade den 31.12.1999 schrieben, meinten wir, man könne wohl zuversichtlich ins bevorstehende Jahrtausend blicken, ernteten jedoch nur ein Lächeln. In vielen Teilen der Welt wurde bereits Monate im voraus ein ziemlicher Wirbel um die Jahrtausendwende veranstaltet, nur hier kümmerte es kaum einen, erklärte uns Mr. Wohab. In Kalkutta, wo viele Religionen nebeneinander existieren, hatten wir noch vereinzelte 'Happy Millennium'-Schilder und Girlanden gesehen. Im ländlichen Westbengalen jedoch lebten die Menschen nach einer anderen Zeitrechnung: Der bengalische Kalender zeigte das Jahr 1406 und erst in etwa einem Vierteljahr sollte das Jahr 1407 folgen. Da also eine Jahrtausendwende (oder auch nur ein 'banaler' Jahreswechsel) in weiter Ferne lag, war von Feierlichkeiten nichts zu merken. In Deutschland wurden vermutlich Tausende bengalischer Lichter abgebrannt, lediglich in Bengalen selbst gab es davon keine Spur. Nur im einzigen Fernseher des Krankenhauses, den sich eine der Krankenschwestern wenige Tage zuvor gekauft hatte, liefen Übertragungen aus Fidschi, Australien und Indonesien, wo das neue Jahrtausend bereits lautstark gefeiert wurde.

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Das Bier, das wir extra zum Anstoßen mitgebracht hatten, lag einsam und vergessen im sicher verschlossenen Auto. So auf dem Trockenen sitzend legten wir uns gegen 22:30 Uhr hin und verschliefen das Millennium.

Auch wenn der Rummel, der in Deutschland schon über Monate betrieben worden war, mir vielleicht anderes einreden wollte, so hatte ich doch das Gefühl, genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Schließlich begrüßten auch wir das neue Jahrtausend und stießen am 1.1.2000 mit frisch geernteten Kokosnüssen an.