Wir fühlten uns hier einfach sehr wohl. Auch jeden Morgen wieder um 8 Uhr loszulaufen und Aufstiege bis zu 1.350 Meter, fielen uns leichter als gedacht. Nur der Pass, mit seinen 5.400 Metern Höhe und einer Gehzeit von über 10 Stunden, war ständig in unseren Köpfen. Dann war es endlich soweit. Wir befanden uns nun auf 4.500 Meter im Basiscamp zum Pass. Abends haben wir noch einmal gut gegessen und sind dann früh ins Bett gegangen. Im Bett gehe ich noch einmal in Gedanken den Rucksack und die Ausrüstung durch: 4 Liter Wasser und Tee, Verpflegung Kopfschmerztabletten für den Höhenkopfschmerz, Daunenweste, Goretexjacke und Hose sowie gut eingelaufene Wanderstiefel. Die Socken stinken mittlerweile, aber die habe ich in den letzten Tagen schon erfolgreich ohne Blasen gelaufen. Jetzt fehlt nur noch ein wenig Schlaf. Trotz der Höhe schlafe ich erstaunlich gut. Aber der Schlaf ist nur von kurzer Dauer. Um 3 Uhr in der Nacht stehen wir auf, packen die Sachen, trinken noch einen Kaffee und dann geht unsere Truppe mit 11 Personen und 2 Führern mit Stirnlampen in die Nacht hinaus. Wir kämpfen uns Schritt für Schritt und Meter für Meter vor und legen zum Sonnenaufgang die erste Rast auf 4.800 Meter ein. Dort wird es dann plötzlich dramatisch. Eine der Mitreisenden scheint höhenkrank, übergibt sich mehrfach und ist teilweise nicht mehr ansprechbar. Wir alle wissen, dass es nur eine Möglichkeit der Rettung gibt, nämlich zurück in das nächste Dorf mit Hubschrauberlandeplatz und vor allem, runter aus der Höhe.

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Ein Führer, eine Mitreisende und zwei Sherpa kümmern sich um die Erkrankte, bringen sie runter vom Berg und später wird sie ins Krankenhaus von Kathmandu geflogen. Mit diesen Bildern im Kopf müssen wir weiter aufsteigen. Irgendwann ist es dann endlich geschafft, der Blick öffnet sich auf den Pass und hunderte von bunten Gebetsfahnen. Wir nehmen uns an die Hand und gehen gemeinsam die letzten Meter. Es ist Freude und Erleichterung es endlich geschafft zu haben, die uns die Tränen in die Augen treibt. Man umarmt fremde Menschen, fotografiert immer wieder das Schild am Pass und ist völlig euphorisiert. Auch wenn wir es gut hoch geschafft haben und mit der Höhe gut zu recht gekommen sind, so liegt nun noch ein sehr langer Abstieg vor uns, so dass wir schon bald wieder aufbrechen. Am Ende des langen Tages werden wir dann in Muktinath ankommen, völlig fertig, aber sehr glücklich, zumal uns die Nachricht erreicht, dass unsere Mitreisende außer Lebensgefahr ist. Die folgenden Tage wandern wir dann sehr entspannt durch staubige Ebenen und auch ein Aufstieg auf den Poon Hill mit 3.200 Metern, fällt uns nicht mehr so schwer. Von Pokhara fliegen wir später mit Yeti Airlines wieder zurück nach Kathmandu. Dies war dann auch die einzige Begegnung mit einem Yeti und daher konnte ich den Wunsch eines Kollegen nach einem solchen Zotteltier leider nicht erfüllen. Nach 23 anstrengenden, aber sehr schönen Tagen katapultiert uns ein Airbus wieder nach Frankfurt in eine andere Welt und nur langsam finden wir uns wieder in einer hektischen Welt zu recht.