Um etwa 7 Uhr sollte also Abfahrt sein, doch die Reise begann wieder mit langem Warten auf einer großen Straße, die von Duschanbe Richtung Osten führt: Präsident Emomalii Rahmon machte eine Dienstreise, daher wurden sämtliche Straßen Duschanbes für etwa eine Stunde gesperrt. Später sah ich mehrmals am Straßenrand eine Ansammlung von Dorfbewohnern mit Blumen in den Händen stehen.

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Teppiche lagen auf dem staubigen Boden. Ich hatte den Eindruck, dass sie vergeblich auf die Durchreise des Präsidenten warteten und nicht über dessen offensichtlich geänderte Fahrtroute informiert worden waren. Nach vielen, vielen Stunden auf der staubigen Straße über hohe Pässe, durch eine zuerst noch grüne, dann immer felsigere Landschaft, lange Zeit einen breiten Fluss entlang, der die Grenze zu Afghanistan bildet – am anderen Ufer konnte ich Frauen in der Burka erkennen - , kamen wir um etwa 2 Uhr früh in Khorog an, also nach ungefähr 18 Stunden Fahrt, unterbrochen von ein paar Essenspausen in an der Straße gelegenen Hütten, die die dreieckigen, mit Kartoffeln oder Faschiertem gefüllten Samosas oder Hammelsuppe anboten. So viel nach Mitternacht war es nun zu spät für das Quartier, das Mehrinisso angesagt hatte. Niemand öffnete dort. Der Fahrer, der, nachdem die anderen mitfahrenden Frauen unterwegs ausgestiegen waren, sich von einem jüngeren Mann ablösen hatte lassen und sich neben mich gesetzt hatte, war bereits mehrmals zudringlich geworden, sodass ich, als er mich einlud, bei ihm zu Hause zu übernachten, misstrauisch wurde. Die Kommunikation fand mit einzelnen Worten statt, ich konnte weder Russisch, geschweige den Tadschikisch, er konnte kein Englisch – und die eine Frau, die ein wenig Englisch beherrschte, war kurz vor Khorog ausgestiegen. Als das Auto kurz darauf Khorog in eine falsche Richtung verließ – soviel konnte ich in der Dunkelheit erkennen und so weit hatte ich mich über den weiteren Reiseverlauf informiert – holte ich meine Stirnlampe und einen Taschenalarm hervor – beide nicht in Betrieb – aber diese Aktivität machte den Fahrer offensichtlich nervös, sodass er mich bei der Polizeimeldestelle, der wir uns gerade näherten, aussteigen ließ, nicht ohne dem Polizisten einige offensichtlich nicht allzu schmeichelhafte Worte über mich zu sagen. Jedenfalls nahm mich dieser in seinen Wachtposten mit. Ich deutete ihm, ob ich mich auf den Fußboden legen dürfte, was er gestattete – inzwischen war es etwa 3 Uhr geworden und ich wollte in der Früh in Khorog ausgerastet sein, um mir eine Mitfahrgelegenheit nach Murghab zu organisieren. Ich schlief, mit meinem Tramperrucksack als Polster, bald darauf ein, nahm aber noch ein leises Schwanken war, was ich auf meine Übermüdung zurückführte. Wie sich später in einem Gespräch mit meinem Sohn herausstellte, handelte es sich jedoch um eines der zahlreichen leichten Erdbeben, die es dort gibt.