Einen Tag setzen wir mit der Fähre zur Insel Sao Jorge über, auf die uns ein liebenswürdiges Studentenpärchen aus Deutschland mitnimmt, um mit uns dort eine unvergessliche Bergwanderung zu unternehmen. Vom Hafenort Velas lassen wir 4 uns von einem Taxi für 25 Euro zur Passhöhe von Piquinho da Urze hinauf bringen, die wir bei etwa 700 m in dichten Wolken erreichen. Von der Serra do Topo-Wind Farm erkennen wir nichts im Nebel, aber die hier noch üppig blühenden blauen Hortensienhecken bilden herrliche Verläufe in die Wolken hinein; eine regelrecht mythische Szenerie. Am Weg hinab ins Tal zur Nordseite der Insel zeigen sich immer wieder blaue Hortensieninseln im satten Grün der Wacholder- und Lorbeerbäume und lassen vergessen, dass auch diese Staude eingeschleppt wurde, die von den Azoren nicht mehr wegefindet sich zudenken ist. Immer wieder müssen wir Gatter schließen, um ein Ausbüchsen der hier oben weidenden Rinder zu vermeiden. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit wuchern im Gipfelbereich verschiedenste Moose und Farne, aus denen die Baumheide in hellem Grün herausragt. Immer wieder entdecke ich wohl endemische Pflanzen, bei denen vorläufig ein Foto zur späteren Bestimmung reichen muss. Zu einer Weltreise kann ich leider keine 20 Kilo Bücher mitschleppen. Wir erreichen die Caldera de Cima; an den Hängen schier undurchdringlicher Lorbeerwald in dem die winzigen Azoren-Goldhähnchen herum huschen. In der Senke führt bei einer verfallenen Mühle mit Wasserfall eine Brücke über den Bach und zeugt von früherer Besiedelung. Auch einige verwilderte Stöcke Yamswurzel finden sich noch. Der Pfad führt nun teils angenehm wie ein schattiger Tunnel aus Lorbeer hoch über der Küste entlang, bis wir den Strand von Faja da Caldera de Santo Cristo erreichen. Diese einsamen Gehöft waren früher nur mit dem Boot oder auf unwegsamen Bergpfaden erreichbar und sind meist nicht mehr bewohnt. In der vorgelagerten Lagune befindet sich eine Lavagrotte mit dem einzigen Herzmuschelvorkommen der Azoren.