Die üblichen Touristen-Highlights Samaria-Schlucht, Knossos und die Hauptstadt Iraklion haben wir diesmal ausgelassen, einmal war für uns genug. Wer das erste Mal auf Kreta ist, kann aber gerne hinfahren – falsch macht man dabei nichts. Wir fuhren mit unserem Mietwagen lieber mal ins bergige Inselzentrum. Die Lassithi-Hochebene ist ein ganz eigenes Juwel, das sich einem überhaupt nicht erschließt, wenn man sich nur an der Küste aufhält. Von Agios Nikolaos aus führt eine serpentinenreiche Passstraße – an unübersichtlichen Kurven das Hupen nicht vergessen – auf rund 1100 Meter Höhe hinauf. Vom Ambelou-Pass aus hat man einen tollen Blick auf die etwa 300 Meter tiefer liegende, fruchtbare Ebene mit ihren traditionellen Windrädern. Über eine ringförmige Straße erreicht man die an den Berghängen gelegenen Dörfchen. Mit am bekanntesten dürfte Psychro sein, wo sich die Höhle des Zeus befindet. Der altgriechischen Legende nach wurde dort der Göttervater geboren und der Ort wurde von den Minoern als Kultstätte verehrt. Durch die Höhle, die über einen kurzen, steilen Anstieg erreichbar ist, führt ein eintrittspflichtiger Rundweg, auf dem es Tropfsteine und Fledermäuse zu sehen gibt. Da die Höhle ein Touristenmagnet ist, sollte man möglichst früh oder spät dort sein. In den reizvollen kleinen Dörfern auf der Hochebene haben wir einfach nach Lust und Laune angehalten, wenn kein Reisebus in der Nähe war. Auf den kleinen Marktplätzen ließen wir uns nieder und genossen einfach die Stille. Die angebotenen Handwerksarbeiten sind ein schönes Mitbringsel, besonders die traditionellen Töpferwaren. Unserer Abenteuerlust folgend, fuhren wir auch ein paar Mal einfach von der Hauptstraße ab und mit unserem Jeep auf kleinen Schotterstraßen weiter. Zwar landeten wir meist nach ein paar Kilometern in einer Sackgasse, aber wir haben ein paar schöne Ausblicke und Einblicke in die Landschaft bekommen, die sich sonst nicht eröffnen.

Ein weiterer schöner Ausflug führte uns an die Südküste, die touristisch längst nicht so erschlossen ist wie der Norden. Hier findet man sich an einigen Stränden tatsächlich noch komplett alleine wieder! Auf dem Weg in Richtung Spili machten wir bei Armeni Halt, um die spätminoischen Felsengräber zu besichtigen. Ein Stopp, den wir nicht unbedingt weiterempfehlen würden, weil es außer den in die Felsen gehauenen Höhlen und Gänge nichts zu sehen gibt. Die Grabfundstücke befinden sich in den archäologischen Museen in Rethymnon und Chania.

Sehenswerter ist der Küstenabschnitt zwischen Lefkogia und Hora Sfakion – man meint, hier endet die Welt. Die Steilküste bei Frangokastello fällt schroff ins Meer ab und die kleine Bucht Akrotiri Stavros ist ein Tipp für alle, die ein kleines Stück Paradies für sich alleine wollen. Das venezianische Kastell mit den Kryoneritis-Bergen im Hintergrund ist ein hübsches Fotomotiv. Östlich des Kastells liegt ein kleiner, über Stufen erreichbarer Strand mit Dünen. Wir fuhren weiter hinauf in die Berge bis Anopoli und unternahmen eine kleine Wanderung hinunter in die malerische Bucht von Loutro. Der Ort ist komplett autofrei und nur per Fähre oder eben zu Fuß erreichbar. Überhaupt ist die ganze Gegend um Anopoli naturbelassen und bestens für ausgiebigere Wandertouren geeignet. Etwas weiter westlich des Ortes befindet sich der südlichste Punkt der Samaria-Schlucht.

Einen halben Ausflugstag widmeten wir Chania und der Halbinsel Akrotiri. Nach einem Bummel durch den alten venezianische Hafen mit den hübschen pastellfarbenen Häuschen schlenderten wir zur Markthalle von Chania, wo wir allerdings nichts kauften, sondern nur das geschäftige Treiben beobachteten. Von der nahe gelegenen Bastion Siavou genossen wir den schönen Blick über die Stadt ehe wir nach dem Mittagessen in einer kleinen Taverne auf die Halbinsel Aktrotiri weiterfuhren. Hier statten wir der Ruine des Klosters Katholiko Besuch ab, die über einen steilen, gepflasterten Weg erreichbar sind. Auf dem Weg passiert man eine Grotte mit einem Stalagmiten in Form eines Bären. Spektakulär ist die Bogenbrücke, die zu den Resten des Klosters führt. Wieder oben angekommen fuhren wir weiter nach Stavros, das als Kulisse für den Film „Alexis Sorbas“ diente.

Nach einem letzten Nachmittag am Strand ging es am nächsten Morgen zurück nach Deutschland. Uns ist während des ganzen Urlaubs kein einziger „deutschfeindlicher“ Grieche begegnet und auch keine Streiks oder sonstigen Unannehmlichkeiten. Somit sind wir froh, den Urlaub allen Unkenrufen zum Trotz gemacht zu haben.