Nach 18km erreichen wir Alltbeithe. Hier fließen gleich mehrere Ströme aus den umliegenden Tälern zusammen. Hier steht auch die einsamste Jugendherberge Großbritanniens, eine grüne Hütte aus Blech und Holz. Es gibt zwar eine Dusche, die aber nur funktioniert, wenn der surrende Windgeneratur vor der Tür Energie produziert. Ein Schild weist darauf hin, den Müll wieder mitzunehmen. Die Herbergsmutter Gill wandert 8 Stunden, um an ihren freien Tagen in der Zivilisation einkaufen zu gehen. Einmal im Monat wird sie im Geländewagen nach Inverness zu einem grossen Supermarkt gefahren. Das Hostel ist offiziell zwar nur im Sommer geöffnet, muss aber über Winter als Schutzhütte für Wanderer und Bergsteiger unverschlossen bleiben. Am Abend sitzen wir vor dem Kaminfeuer, in dem dicke Holzscheite böllern. Vor der Feuerstelle haben wir unsere Socken aufgehangen. Es dämmert als uns Gil hinauswinkt. Unten am Fluss paradiert eine Herde Hirsche vorbei. „Die kommen jeden Abend“ erklärt Gil und schlürft geräuchvoll ihren Tee. Wir vergessen den Tee, beobachen wie paralysiert das Treiben am Fluss und inhalieren die Stille ein.

Am nächsten Morgen feuert uns die Sonne entgegen. Die Berggipfel haben Nebelmützen auf als wir in Richtung Glen Lichd aufbrechen. Wir wandern am Fusse der Five Sisters of Kintail entlang, einer Bergkette hoch, steil, anstrengend und legendär. Doris fabuliert von der Legende der Schwestern des Königs von Kintail während wir uns, fasziniert von der kantigen, unwirtlichen Bergwelt, den Weg durch das enge Tal bahnen. Wieder wandern wir 18km und sitzen am Ende des Tages erschöpft und glücklich im Kintail Lodge Hotel bei einem wohlverdienten Pint Bier.