Mein Schatzibesen sah dies anders. Es machte ihn rasend, wenn ich ihn rund um einen sich entbrennenden Streit einfach stehen ließ, mein Cabrio enterte und davon brauste. Bis ihn ein enger Freund mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen aufklärte, „Es nervt dich, wenn sie, statt gleich mal loszuzetern, lieber zu dieser Steilküste braust, um besser erst einmal herunterzudampfen? Ich wünschte, meine Frau wäre so“!
 
Zuletzt war ich im Frühjahr 2009 dort. Ein Erinnerungsbesuch rund um die Recherche zu meinem Mallorcabuch ("Alltag auf Mallorca - Arbeiten, Leben und Arbeiten auf der Baleareninsel", Conbook Verlag). Ich fuhr an der altbekannten Stelle ab, kreuzte die Strasse und stellte mich auf den Felsen in den Wind. Tief unter mir die Brandung, den Blick auf Mond beschienene Weite und über mir ein sternenvoller Himmel… Wenn wir heute Knatsch haben, bleiben mir wütend-beruhigende Schritte durch winterliches Weiß in den Allgäuer Schneebergen oder am Nymphenburger Kanal entlang im Münchner Stadtviertel Neuhausen. Wir kehrten nach drei Jahren Mallorca nach Deutschland zurück.
 
Ich vermisse die Cabo Blanco! Meine erklärte Steilküste bei Schatzibesenknatsch und Liebeskummer.
 
 
Anette Anthoni