7. Naturschutz ohne Recycling
 
Costa Rica steht als ökologisches Paradies im Mittelpunkt vieler anliegenden Staaten und lockt aus diesem Grunde immer mehr Touristen an. Ökologie und Ökonomie werden in diesem Land groß geschrieben und es wird viel darüber geredet. Was da wirklich dahinter steckt, wissen glaube ich, nur wenige. Vor allem das Wort Recycling trifft bei vielen „Ticos“ nur auf Unverständnis und Unvermögen. Die folgende Episode bringt dieses Thema näher. Ich war mit ein paar Freunden am Strand. Wir hatten, wie es in Costa Rica üblich war, ein kleines Picknick dabei, darunter Obst und auch Sandwiches. Ich aß meinen Apfel und wollte den nichtessbaren Teil davon in die Natur werfen, jedoch erntete ich böse Blicke und wurde belehrt, dass dies umweltschädigend sei.
 
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Mit etwas Unverständnis akzeptierte ich aber die Meinung der anderen. Wenige Minuten später warf ein Freund eine Plastikflasche in ein Gebüsch. Dieses Verhalten wunderte mich umso mehr als ich seine Einstellung dazu auch noch hörte. Ich fragte ihn, was das soll, denn eine Flasche aus Plastik sei umweltschädigender als ein Stück Obst. Er erklärte mir, irgendwer würde sie schon finden. Dies war leider kein Einzelfall. Die Menschen haben dort eine andere Sicht des Recycelns bzw. nicht Recycelns. Müll wird sorglos zusammen geworfen und unsortiert entsorgt. Die Entsorgung findet leider auch dort manchmal in Waldstücken statt und viele Kleintiere, wie Affen, erleiden Verletzungen durch Metall oder Plastik. Für mich war diese Erkenntnis unverständlich, wie ein Land, das Vorreiter im Bereich Ökotourismus sein will, so sorglos mit dem eigenen Schatz Natur umgehen kann.
 
 8. Inlandstourismus
 
Meine Freundin war schon seit längerer Zeit mit ihrem Freund, einem „Tico“, zusammen und sie planten einen gemeinsamen Kurztrip in das angrenzende Land Panama. Doch es stellte sich heraus, dass der Freund mit seinen 23 Jahren noch nie einen Reisepass besessen hat, den er aber für die Ausreise benötigte. Es musste also dringend ein Pass beantragt werden, denn das Abreisedatum rückte näher. Voller Freude wurde dieser Pass jedoch nicht sicher aufbewahrt, sondern vielmehr mit an den Strand genommen, um ihn all den Freunden zu zeigen. Zurückgekehrt aus Panama, wiederholte sich die ganze Prozedur, der neue Stempel aus Panama musste noch einmal allen gezeigt werden. Das war wahrscheinlich kein Einzelfall. Schon während meines Studiums erfuhr ich von den Studenten, dass nur sehr wenige schon einmal das Land verlassen hätten. Panama und auch Nicaragua sind nur wenige Busstunden entfernt, doch oft bleibt es nur ein Traum für die jungen Leute dort jemals hinzugelangen. Die Kosten für die Passaustellung sowie für die Busfahrt übersteigen das Limit der „Ticos“. Oft bekam ich auch als Antwort, warum sie noch nie aus Costa Rica verlassen hätten, dass sie erst einmal Costa Rica richtig entdecken wollten.