Mit Guide Stefán sind wir am Folgetag im Urwald unterwegs. Am Parkeingang bei der La Leona Rangerstation bezahlen wir unseren Obolus und dringen in den Wald ein. 1930 wurde hier Gold gefunden und erst 1986 konnten die etwa 1000 Goldsucher und einige Siedler durch die Polizei gewaltsam entfernt werden. Aus einer verwilderten Bananenplantage aus jener Zeit stürmt ein Trupp Totenkopfäffchen davon. Diese Art ist selbst in Costa Rica nicht mehr häufig zu sehen. Brüllaffen lärmen, ein blendend weißer Schneebussard streicht ab und Schmetterlinge in allen Farben saugen auf den Sandbänken eines Wildbaches die Mineralien auf. Bei einer späteren individuellen Wanderung treffen wir auf eine Niederländerin und 3 Amerikaner, die sich auf eine Plattform in einen mächtigen Knoblauchbaum ziehen lassen, um dort oben zu nächtigen. Bin ihnen neidig aber wieder beruhigt, als später in der Nacht ein Gewitter niedergeht und die Leute am nächsten Morgen vollkommen durchnässt und schlotternd zurückkommen.corco3bilder.gif - 70.99 Kb

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Jetzt lassen wir uns mit Ratsche und Flaschenzugtechnik von 3 Indios in den Baum hochziehen, bei dem auf 40 m die ersten Äste beginnen. Meine Freundin zuerst, bevor sie sich wegen der Höhenangst nicht mehr traut. Sie stellt sich unseren heimatlichen Kirchturm mit niedlichen 35 m vor, wird immer fahler im Gesicht und schon ist sie oben. Dafür erlebt sie eine Horde Klammeraffen aus nächster Nähe, denen ich als zweiter nur mehr nachschauen kann. Die nachfolgenden 3 Amerikaner hören nur noch die Rufe. Morphofalter in schillerdem Blau gaukeln durch die Wipfel und kämpfende Waldanolisechsen drohen ihren Gegnern durch Ausstülpen ihres knallorangen Kehllappens. Erstaunlich, dass die Männchen bei ihren heftigen Kämpfen so hoch oben nicht in die Tiefe stürzen.corco2bilder.gif - 40.01 Kb

Eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Tieren bevölkert den Nationalpark, in dem man außer Hochland- und Trockenwaldspezialisten alle Arten Costa Ricas antreffen kann, einfach unvorstellbar. Das bergige Areal erstreckt sich über 510 km2, ist von altem Primärurwald bedeckt, der von zahlreichen Bächen und Flüssen durchzogen wird und im Zentrum auch ein Supfgebiet mit kleinem See beherbergt. Bisher sind 370 Vogelarten, 140 Säugetiere, 40 Süßwasserfische und weit über 6000 Insektenarten aus dem Gebiet bekannt. Dazu 500 Baumarten und über 150 Orchideen. Und ständig werden neue Arten entdeckt. Auch über 120 Reptilien- und Amphibienarten kann man im Nationalpark begegnen. Wir sollten eigentlich Jahre hier bleiben.