Das Abenteuer wird am nächsten Tag fortgesetzt. Da geht es zur Goldmine, die Anglogold Ashanti in Obuasi betreibt. Die Sonne strahlt heiß, und nichts erinnert an den tropischen Sturzregen vom vorigen Abend. Wir dürfen in den Bauch der Mine vordringen und mehr über die Ressourcenförderung erfahren, die Ghanas wichtigster Wirtschaftszweig ist. Es gibt jedoch nicht genügend Sauerstoffmasken, deshalb dürfen nicht alle mitgehen, obwohl wir bereits in voller Montur (Ganzkörperoverall, Helm und schweren Stiefel) schwitzend warten. Ein paar wagemutige Teilnehmer, darunter auch ich, wollen dennoch unbedingt in die Mine und gehen auf eigene Verantwortung ohne Notfallpack in den nachtschwarzen Tunnel, der immer tiefer in den Berg führt. Die Luft ist hier besser als draußen, es weht sogar ein frischer Zugwind. Nur das Licht unserer Helmleuchten und unser erfahrener Führer weisen uns den Weg durch die Schächte, bis wir, tief unter der Erde, erstaunt hell erleuchtete Klassenräume mit Lehrern und Azubis vorfinden. In ihrem Trainingscenter dürfen wir Probebohrungen vornehmen und eine Explosion beobachten. Die anderen Teilnehmer versichern uns, bei Erstickungsgefahr ihren Sauerstoff mit uns zu teilen. Da ihre Geräte aber auch nicht gerade neu und unbenutzt aussehen, sind wir erleichtert, ohne Zwischenfälle zurück ans Tageslicht zu gelangen.
 
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Ein weiteres Highlight erwartet uns am folgenden Sonntag in Kumasi: wir besuchen den König der Asante im Mahyia Palast. Dort nehmen wir an der stundenlangen Zeremonie des Adae Festivals teil, bei dem dutzende lokaler Machthaber (Chiefs) und ihrer Gefolgsleute beim König erscheinen und ihm ihren Respekt zollen. In ihren wunderschönen, kunstvoll um den Körper drapierten Trachten sind sie ein wahrer Augenschmaus. Gerne würde ich mehr über die reiche Symbolsprache der Asante lernen, in der ihre leuchtenden Stoffe in sattem Schwarz bedruckt sind. Auch wir, obwohl allesamt Demokraten mit wenig Sympathie für autokratische Monarchen, verbeugen uns vor dem König. Trommler begleiten die Zeremonie, und ein älterer Mann tanzt in sich versunken vor den Besuchern. Am Abend kommen wir erschöpft nach einer langen Fahrt am Bosumtwi-See an, der in einem riesigen Meteoritenkrater liegt. Leider verhüllt ein dichter Nebel die Sicht, und die Angst vor dem krank machenden Bilharziose-Wurm lässt uns das Wasser meiden. Wir wagen uns aber durchaus in die Nähe des Sees und lassen den Abend dort tanzend, mit Lagerfeuer und Trommelmusik, ausklingen und genießen danach die Dunkelheit und die Stille.
 
Wenige Tage später landen wir in Lagos/Nigeria, einem eher ungewöhnlichen Ziel für Reisende, die keine Geschäfte im Sinn haben. An unserem ersten Abend steht gleich Kultur auf dem Programm. Die Crown Troup fesselt uns mit zeitgenössischem Tanz, zum Teil mit Trommel-, zum Teil mit Violinbegleitung. Ihre Stücke beleuchten verschiedene Probleme der nigerianischen Gesellschaft: vom Wahlbetrug, über den Wunsch vieler Nigerianer, auszuwandern, bis hin zur unsinnigen Verwendung der Erdöleinnahmen und der Umweltverschmutzung durch die Erdölförderung im Niger-Delta. Im Anschluss können wir mit den talentierten Tänzern und Tänzerinnen sprechen. Die meisten von ihnen kommen aus sehr einfachen Verhältnissen und einige würden wohl, wenn sie nicht zur Tanztruppe gefunden hätten, heute Kekse am Straßenrand verkaufen. So aber haben viele den Mut und Ehrgeiz entwickelt, neben dem Tanzprojekt ein Studium durchzuziehen.