Gegen Abend trafen wir uns erneut im deutschen Club, um das Begrüssungsessen der Rotelsitte gemäß einzunehmen. Es gab ein riesiges Cordon Bleu mit Möhrensalat, Roten Beeten und hinterher Eis mit frischen Erdbeeren. Deutscher ging’s nicht mehr. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus.

Anschließend fuhren wir zu unserem Campingplatz ein Stück außerhalb der Stadt und freuten uns, daß die Temperatur erträglich geworden war. Dann krabbelten oder hechteten wir zum ersten Mal in unsere Kojen.

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Der zweite Tag der Reise begann mit einem strahlenden Morgen, und freudig bildeten wir die erste Schlange vor Brot und Marmelade und dem Kessel mit Wasser für Kaffee oder Tee. Jeder hat von Ludwig, der Fahrer und gleichzeitig Koch war, ein Plastikmäppchen bekommen, das nun mit Besteck, Brettchen, Teller und Suppenschale gefüllt wurde. Im Bauch des Busses waren wie immer ausreichend Klappstühlchen und -Tische untergebracht, und wie das so üblich ist, bildeten sich unwahrscheinlich schnell Grüppchen, die meist bis zum Ende der Reise zusammenbleiben. Warum sich wer zu wem hingezogen fühlt, bleibt wohl ein Rätsel.

Bei dieser Gelegenheit studierte ich schon mal etwas näher die Gesichter der Menschen, mit denen ich die nächsten Wochen verbringen sollte. Es war eine recht gut gemischte Gruppe, etwa die Hälfte dürfte zwischen 40 und 50 Jahren alt gewesen sein, die andere Hälfte war im Rentenalter. Männlein und Weiblein waren einigermaßen gleich verteilt, d.h. ein kleiner Frauenüberschuß war vorhanden, wie das meistens der Fall ist. Vier Ehepaare waren dabei, der Rest sind Alleinreisende, wobei etliche davon ihre Ehepartner zu Hause gelassen haben, weil diese nicht mitwollten oder -konnten. Und dann waren da wie immer einige ältere Frauen, die ihre Männer überlebt hatten. Erwin hatte mal die Jahre zusammengezählt und kam auf immerhin 1331 Jahre, was einem Durchschnittsalter von 57 Jahren entsprach. Ich war mal wieder die Jüngste im Bus wie schon des Öfteren, dabei war ich auch schon 39.

Wir machten dann einen ausgiebigen Bummel durch das gemütliche Windhoek. Ich kaufte einen wunderschönen Kalender über Namibia in Deutsch, ging durch Supermärkte und Kaufhäuser und staunte und staunte. Instinktiv sprach ich englisch und war jedes Mal wieder überrascht, wenn die Antwort in Deutsch kam. Daß hier auch die Schwarzen Deutsch sprachen, wollte mir einfach nicht in den Kopf. Auch die Straßennamen irritierten mich: Kaiserstraße, Peter-Müller-Straße, Talstraße usw., das war hier alles deutscher als bei uns. Hoch lebe die Tradition! Überall wurde hier Spargel mit Schinken angeboten, weil dafür gerade Saison bzw. Frühling war. In den Bäckereien gab es Berliner und Schwarzwälder Kirschtorte und sogar Schweineöhrchen. Ich konnte es nicht fassen. Deutschland in Afrika, so ungefähr kam es mir vor.