Später gibt der Captain noch eine Geschichte zum Besten:

Ein Sperling fällt winters aus seiner warmen Behausung in den Schnee und friert. Eine Kuh kommt vorbei, will ihm helfen, weiß aber nicht, wie. Vor Mitleid über den zitternden Vogel scheißt sie auf ihn drauf. Nun hat er's schön warm, doch es riecht schlecht. Laut schimpfend kämpft sich der Sperling aus dem Kuhfladen. Ein hungriger Fuchs wird auf ihn aufmerksam und frisst den armen Vogel.

The story within the story:

Nicht jeder, der auf dich scheißt, ist ein Feind. Nicht jeder, der dich aus der Scheiße rausholt, ist dein Freund. Wenn du in der Scheiße sitzt, halt die Klappe.

Jörg hat eine DVD über die Süd-Georgien-Reise mitgebracht, die wir uns, nachdem wir unsere Lachkrämpfe überwunden haben, noch gemeinsam ansehen. Und ich ahne, dass ich – bei aller Abneigung vor Kälte – in der Antarktis etwas versäumt haben könnte.

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14. 4. 09   Dienstag

Die See ist heute sehr choppy (kabbelig).

Um 9.30 Uhr ankern wird vor der Insel Aride, 10 km nördlich von Praslin. Die Insel ist eine der wenigen, die rattenfrei ist. Und damit das so bleibt, wird kein Risiko eingegangen, dass durch Besucher und deren Gepäck welche eingeschleppt werden. Deswegen dürfen wir auch nicht mit unserem Dingi an Land gehen, sondern wir werden mit einem inseleigenen Zodiac abgeholt. Für unser Handgepäck bekommen wir wasserdichte Ortlieb-Säcke, die sich bei dem Seegang als nützlich erweisen werden. Für unsere Hosenböden aber gibt es keine Verpackung; sie werden eingeweicht.

Gestern Abend während seiner Witz-Attacke meinte der Captain zum Thema Ratten, er wolle auch gar nicht, dass seine Schiffsratten an Land gehen, da er schon eine persönliche Beziehung zu ihnen aufgebaut habe . . .

Wären die Forscher, die die Insel bewohnen, konsequent, müssten sie eigentlich unsere mitgebrachten Taschen und Rucksäcke durchsuchen. Es könnten sich ja Nager darin verkrochen haben. 

Unser Inselführer stellt sich vor: Toni Jupiter. Schon bei den ersten Schritten vom Strand weg sehen wir auf dem Sandweg eine hellgraue Seeschwalbe, die sich da einfach so hingekuschelt hat – mitten auf die Piste. Wir laufen an ihr vorbei, einige legen sich vor ihr bäuchlings in den Sand, um sie zu fotografieren. Der Vogel zeigt keinerlei Anzeichen von Nervosität. Diese fehlende Angst der Tiere ist quasi das Markenzeichen von Aride. Ähnlich wie auf Galápagos, haben die Tiere mangels Fressfeinden überhaupt keine Scheu, sind auch an die Nähe der Menschen gewöhnt. Die Vögel brüten entweder am Boden, in ausgehöhlten Palmenstümpfen oder unter Steinen. Manche legen ihr Ei  einfach in eine nackte Astgabel, wo das Küken nach dem Schlupf dann zusehen muss, dass es nicht runterfällt. Einige der flauschigen Bällchen hocken denn auch da oben, warten geduldig auf die Rückkehr der Eltern mit dem Futter.