11. 4. 09   Samstag

Heute werden wir nach Curieuse übergesetzt zu den Landschildkröten. Einige stammen auch von Aldabra, Bird Island und Alphonse, woher man einige Exemplare exportiert hat für den Fall, dass ihre ursprünglichen Habitate überflutet oder anderweitig zerstört werden und man Ersatzpopulationen braucht.

Die Schildkröten laufen auf der großen freien Fläche hinter dem Strand frei herum. Einer fehlt ein Stück vom linken Vorderbein. Wahrscheinlich eine Haiattacke. Da sie an Menschen gewöhnt sind, mögen sie auch Streicheleinheiten, strecken  Touristen, die neben ihnen in die Hocke gehen, gern die langen faltigen Hälse entgegen. Die Haut ist ziemlich hart. Trotzdem setzen sich in den Falten und am Halsansatz an der unteren Panzerschale gern Parasiten fest. Vögel wissen das. Sie setzen sich auf den Panzer, klopfen mit dem Schnabel an – für die Schildkröte das Signal, sich auf die Beine zu heben und den Hals zu recken, damit die Vögel an die befallenen Partien herankommen.

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Ich probiere das auch einmal, klopfe auf den Panzer und spiele Parasitenpicker.  . Heidi krault mit. Wie selbstverständlich gehen wir davon aus, es mit einer Schmusekatze zu tun zu haben. Als ich aber unter den Panzer gucke, verkünde ich, dass wir einen Schmusekater kraulen. Heidi ist verblüfft, woher ich das weiß. Na, der Panzer ist unten konkav nach innen gewölbt, damit er bei der Kopulation auf den Rundrücken des Weibchens passt! Das leuchtet ihr ein. Kaum ist dieser Irrtum geklärt, poltert und schnauft es neben uns. Ein Schildkröten-mann ist gerade auf eine Artgenossin aufgestiegen und demonstriert, was ich soeben erklärt habe. Aber die Dame ignoriert seine Bemühungen und läuft einfach weiter, so dass der arme Kerl abrutscht.

Der Akt sei ohnehin erfolglos, erklärt mir später ein Seychellois an den Aufzuchtkäfigen, weil die Weibchen nur zwischen Oktober und Dezember fruchtbar sind. Sieben Nachkömmlinge krabbeln zurzeit in der Station – 3 Winzlinge, 2 etwas größere (ca. 20 und 40 cm) und noch 2 etwas ältere Youngster, von denen eine gerade einen Ausbruchversuch startet, indem sie auf den Panzer ihrer Kollegin steigt und die Mauer hoch klettert.

Nachdem ich fast alle Schildkröten einmal durchgekrault habe, mache ich mich auf den Weg zum gegenüber liegenden  Strand, wo die Sea Bird inzwischen vor Anker liegt und unser Mittagessen ausgebootet hat. Der teils sandige, teils steinige Weg dorthin führt ein bisschen bergauf und bergab und endet in etwas, das ich Horrorszenario nennen möchte: Ein überdachter Grillplatz mit vielen Holzbänken und mehreren BBQ-Feuern. Unter dem Blechdach quillt dicker Qualm hervor als brenne die Hütte. Mehrere Schiffe haben hier ihre menschlichen Ladungen ausgekippt, die alle hungrig aufs Essen warten.