Ein letztes Mal mache ich mich auf den Weg zu der „Schönen Aussicht“, einem Hügel ca. drei Kilometer außerhalb von Qara Bagh. Dort präsentiert sich in einem fantastischen Panorama ein grün bewachsenes Tal. Ein ausgetrocknetes Flussbett mäandert mit weichen, grünen Ufern vor den Hügeln entlang. In einiger Entfernung erkennt man noch das Dorf Ziregi, dahinter müssen noch Hausje und Chardandan liegen, und dahinter liegen die hohen Berge. Chardandan ist nach den dort gut sichtbaren Berggipfeln benannt, die tatsächlich wie die Zähne eines Esels aussehen. Meist entdecke ich Ziegenherden in dem Tal. Oft spielen die wilden Hirtenhunde miteinander in ausgelassenen Jagden auf dem weiten Areal. Einmal waren zwei von ihnen über den Hügel plötzlich auf mich zu gerannt. Sie waren aber selbst eher überrascht gewesen, und ich war ebenfalls ruhig sitzen geblieben, so dass sie brav an mir vorbei gelaufen waren. Die vielen Warnungen vor den Hunden, denen für mögliche Kämpfe mit räuberischen Wölfen die Ohren und Schwänze abgeschnitten werden, hatten mir jedoch deutlich in den Ohren geklingelt.
Heute möchte ich den Hügel mal auf anderem Weg erreichen. Gleich nach dem letzten Haus biege ich links ab, um von der anderen Seite zur „Schönen Aussicht“ zu kommen. Nach ein paar Schritten treffe ich die ersten Hirten. Wir werfen uns ein paar Begrüßungs-Floskeln zu und geben uns lachend die Hand. Sie wissen nichts von mir, und ich habe keine Ahnung von ihren Leben – es ist ein einfaches Zusammentreffen sehr unterschiedlich aufgewachsener Menschen.

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Nach weiteren zehn Minuten treffe ich Ali Mahmad und seine Familie. Sie sind auf dem Weg zu ihren Feldern, da Ali Mahmad die restliche Zeit der Woche als Spezialist, d.h. mit Bau-Erfahrung aus Iran, an dem Grünhelm-Projekt Klinik arbeitet. Mit Nachdruck drängt er mir seinen Stock auf, „wegen der Hunde“, wie er sagt.