Wir freuten uns besonders auf den Besuch des Jade-Buddha-Tempels, waren allerdings sehr verärgert von der Vermarktung dieses Ortes. Dort werden zwei Buddhafiguren, die der Mönch Huigen 1881 von einer Pilgerreise aus Burma mitgebracht hatte, verehrt. Im Rahmen der Kulturrevolution waren viele Tempel geschlossen worden, so auch dieser. Nur unter der Auflage, daß Besucher den Ritualen beiwohnen dürfen, wurde den Mönchen die Wiederaufnahme des Tempelbetriebes erlaubt. Demzufolge werden die Mönche bei ihren Gebeten von Busladungen photographierender, unpassend gekleideter Touristen gestört, die hemmungslos Blitzen und Filmen. Dadurch scheint es, daß die Mönche ihre Zeremonien nur noch zur Schau für Touristen abhalten, was jedoch keineswegs der Fall ist. Sie müssen das alles ohne Beschwerden über sich ergehen lassen. In Burma selbst sind die Tempel zu bestimmten Zeiten für Touristen gesperrt, so daß man nicht einfach in religiöse Handlungen hineinplatzen kann, und haben sich dadurch eine völlig andere Atmosphäre bewahrt.

Von Shanghai aus unternahmen wir noch Ausflüge nach Hangzhou und Suzhou, den angeblich schönsten chinesischen Städten. Darüber vermag ich kein Urteil abzugeben, da wir aufgrund des heftigen Regens nicht besonders viel ansehen konnten. Erwähnenswert ist aber sicher der Besuch einer öffentlichen Toilette: Beim Betreten wird man von einem beißenden Geruch empfangen und sieht sich in einem Raum mit ein paar Eimern, die als Pinkelbecken dienen, und mehreren abgeteilten Kabinen mit Löchern im Boden, neben denen sich zwei Trittsteine für die Füße befinden. Die Trennwände dazwischen sind meist nur 50 cm hoch und Türen gibt es auch nicht.

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Das Erledigen eines Bedürfnisses gestaltet sich daher zu einem gesellschaftlichen Ereignis, bei dem ein von der Notdurft gepeinigter, verzweifelt hergetriebener Europäer natürlich besondere Aufmerksamkeit genießt. Chinesen scheint das kaum zu stören, denn sie hocken dort in dem Gestank auch längere Zeit und lesen Zeitung, als ob es hierfür keinen schöneren Ort auf der Welt gebe; mir fiel es im Gegenteil äußerst schwer, mich an die ständigen neugierigen Blicke zu gewöhnen, so daß wir nach Möglichkeit Hotels aufgesucht haben, um dort bei Musikuntermalung die Toiletten zu benutzen.

Wir näherten uns unserem letzten großen Ziel in China, der Hauptstadt Peking. Der Zug zwischen diesen beiden Metropolen war deutlich komfortabler als in anderen Landesteilen die gleiche Klasse war, ja es herrschte sogar Rauch- und Spuckverbot. Trotzdem waren auch hier die Gleise von achtlos aus dem Fenster beförderten Müll gesäumt, und zur allgemeinen Umweltverschmutzung trugen Schornsteine bei, die pausenlos dicken schwarzen Rauch ausstießen.

Peking entpuppte sich noch einmal als wirklicher Höhepunkt der Chinareise, nicht zuletzt aufgrund des überwiegend schönen Wetters. Wir machten uns sofort auf den Weg zur Großen Mauer, die als über 6700 km langes Bollwerk gegen einfallende mongolische Volksgruppen um ca. 221 v. Chr. erbaut wurde. Nach dem Bezwingen von 2000 Stufen hat man einen grandiosen Ausblick über die Berglandschaft, durch die sich die Mauer schlängelt. Zwei Stellen sind für Besucher zugänglich, das sehr überlaufene Ba Da Ling, wo sich Touristenmassen über die Mauer wälzen, und Mu Tian Yu, wo wir fast keine anderen Besucher angetroffen haben. Dafür wurde die Luft aus großen Lautsprechern mit Opern von Verdi und anderer klassischer Musik erfüllt. Das war zwar nicht sehr störend, ich hätte jedoch lieber die Stille und den Anblick dieses einmaligen Ortes ohne Untermalung genossen. Erfreulich war, daß uns hier endlich einmal Studentenermäßigung gewährt wurde.