Zwei Männer verfolgen mich schon seit dem Aussteigen aus der Gondel, stehen an jedem Tempel neben oder hinter mir und beobachten mit Argusaugen mein Treiben – und erst kurz vor dem Ausgang trauen sie sich mich anzusprechen, sprechen aber leider genauso wenig englisch wie ich hindi – aber mit Zeichensprache machen sie mir klar, dass sie gern ein Foto von sich hätten mit meiner Digitalkamera – sie wollen sich nur einmal im Display sehen, das Foto brauche ich ihnen nicht zu schicken, sie könnten mir die Adresse nur in Devanagarischrift aufzeichnen – aber einmal im Display einer westlichen Kamera reicht ihnen.

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Gern tue ich den beiden den Gefallen – um mich bei den Souvenirständen nicht nur wieder von den beiden verfolgt zu sehen, sondern eine ganze Großfamilie schaut mir zu, wie ich einen kupfernen Armreif kaufe, passt auf, dass ich nicht zuviel zahle und freut sich, dass ich mir den Armreif gleich umlege.

 

Abends wird es dann geschäftig und romantisch zugleich. Massen strömen zum Har-Ki-Pauri-Ghat, pünktlich jeden  Abend um halb sieben beginnt dort die Aarti, das zeremonielle Gebet, pünktlich zum Sonnenuntergang. In unzähligen Schreinen entzünden Priester das heilige Feuer, überall ertönen Gesänge und Gebete, ein buntes Durcheinander von Saris, Salwar Kameez, Turbanen, Saddhugewändern – Inder aus allen Teilen des Staates von Kerala im äußersten Süden über Menschen aus den Boomstädten wie Mumbai, Poona, Bangalore stehen neben den Bauern aus Rajasthan – alle vereint in ihrer Andacht. Im Dunklen erscheint das Feuer der großen Leuchter, die mit der heiligen Flammen geschwungen werden fast magisch.