Mitten in der Einöde liegt das kleine Städtchen Sisophon, das einen ziemlich ärmlichen und trostlosen Eindruck macht. Hier biegt eine weitere Piste Richtung Battambang und Südkambodscha ab. Lehmige Vorgärten und Freiflächen vor den Geschäften gehen nahtlos in die Piste über, und alles ist sehr staubig und vermüllt. Unsere Busfahrer machen hier auf halber Strecke zwischen Poi Pet und Siem Reap eine ausgiebige Essenspause, aber so recht Appetit kommt bei dieser Umgebung nicht auf. Den Weg zur „Restaurant-Toilette“ muss ich mir erst durch herumlaufende Hühner im hinteren Teil des Gastraums bahnen, und plötzlich stehe ich mitten in der Wohnstube der Familie – da habe ich wohl einen Verschlag unterwegs übersehen.

Große Erleichterung bei allen Mitreisenden, als Siem Reap endlich nach vielen weiteren Stunden näherkommt. Es ist bereits dunkel geworden, und noch immer rumpelt der Kleinbus über die knochenharte Lehmpiste. Aber plötzlich, einige Kilometer außerhalb der Stadt, stoppt der Bus unvermittelt. Man dürfe nicht in die Stadt hereinfahren, begründet der Fahrer das jähe Ende der Fahrt. Das ist natürlich blanker Unsinn; wie zum Beweis steht eine genau passende Anzahl „Tuk Tuks“ - kleiner dreirädriger Motorradtaxis - bereit, die die ausgesetzten Gäste natürlich gerne - gegen gute Bezahlung - zu dieser nächtlichen Stunde zu Ihren Hotels fahren würden.

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Das ist kein Zufall, sondern abgekartetes Spiel der Fahrer, die zudem versuchen, ihre Passagiere trotz Buchungen in bestimmte Guesthouses zu locken, um üppige Provisionen zu kassieren.

 Abzocker, Betrüger und Pseudo-VIP

Nicht der erste - in der internationalen Backpackerwelt „Scam“ genannte - Reiseärger an diesem Tag und auch nicht der letzte. Berüchtigt ist die Überlandstrecke vom schmuddeligen Grenzort Poi Pet nach Siem Reap nicht nur wegen der zerfurchten Topographie der Straße, sondern auch, weil sie ein Tummelplatz von verschiedensten Abzockern und Betrügern ist.

Obwohl ich in Bangkok ein verhältnismäßig teures „VIP-Ticket“ für die Reise erstanden hatte, blieb ich nicht vor solchen Scam-Attacken verschont. VIP steht hier wohl nicht für eine besonders wichtige Person oder gar besonders gute Dienstleistung, sondern für „Very Inferiour Product.“

 Kurz vor Erreichen der Grenze wurde eine Mittagspause angekündigt und in einem schönen Restaurant auf thailändischer Seite eingekehrt. Allerdings ließ sich keine Bedienung blicken, und auch auf Nachfrage war es nicht möglich, eine Mahlzeit, oder gar nur ein Getränk zu bestellen. Lediglich eine Funktion hatte dieser Stopp. Während der Busfahrer und seine Begleiterin gemütlich „spachtelten“, versuchte ein unangenehmer Zeitgenosse den unbedarften Reisenden überteuerte Visa zu verkaufen. Trotz seiner Aussagen, dass man ohne Visa fünf Stunden an der Grenze warten würde und es unglaublich schwierig wäre, auf eigene Faust ein kambodschanisches Visum zu erwerben, blieben bis auf eine Tschechin, die diesen „Service“ schon vorgebucht hatte, alle Reisenden standhaft - nicht zuletzt weil keiner bereit war, seinen Reisepass dieser dubiosen Person auszuhändigen. Schnell war der „Visaservice“ dann doch. Unmittelbar vor der Grenze, hinter einem Supermarkt, reichte ein weiterer zwielichtiger Mann den Pass der Tschechin wortlos durch das geöffnete Busfenster, und der schmierige Helfer im Bus prahlte mit der hohen Qualität dieser Dienstleistung und welche noch kommende Mühsal den anderen Passagieren doch erspart bleiben würde, hätten wir nur ihre freundlichen Ratschläge befolgt.