Tag 13, Mittwoch, 21.01.2009
Von Wasserdrachen, Würgefeigen und einem Wasserschaden
 
Petrus hat ausgegrollt. Vor dem Frühstück bauen wir unser geschundenes Zeltchen auf, damit es vor der Weiterfahrt trocknet. Bei viel schwarzem Tee und Instantkaffee vergessen wir die unbequeme Nacht und im nahe gelegenen Minnamurra Rainforest Park kehrt unsere gute Laune endgültig zurück. Ein knapp fünf Kilometer langer Pfad führt uns durch einen wahren Urwald, bergauf, bergab, über Hängebrücken und Holzstege bis hin zu einem Wasserfall. Dichtes Unterholz mit grünen Farnen wird überragt von Mammutbäumen, durch deren breite Kronen hier und da das Sonnenlicht bricht. Auf ihrem langen Weg zum Waldboden setzen die Strahlen immer wieder zufällige Akzente, alle Abstufungen von Licht und Schatten sind vertreten und bringen das Grün der Pflanzen abwechslungsreich zum Leuchten. Wir lassen uns Zeit und entdecken die gut versteckte Tierwelt um uns herum: Mehrere kleinere Echsen sind da zu erspähen, ein in rot, blau und grün irisierend schillernder Harlekinkäfer und ein scheuer Leierschwanz: Der fasanenähnliche Vogel ist für seinen Gesang berühmt, doch in unserer Anwesenheit schont er seine wertvolle Stimme. Normalerweise ist es andersherum: Man hört ihn, sieht den scheuen Vogel aber nicht. Den Lyrebird erkennen Martin und ich auf Anhieb, ziert er doch die australischen 10-Cent-Münzen. So einfach kommt man zu ornithologischen Kenntnissen. Überhaupt ist das australische Münzgeld viel netter als unsere Euros und Cents. Neben dem Leierschwanz werden sie von Kängurus, Emus, dem Schnabeltier und anderen tierischen Australiern bevölkert. Am besten gefällt mir der kugelige Schnabeligel auf den silbernen 5-Cent-Münzen, die behalte ich lieber, als sie auszugeben.
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Faszinierend sind auch die strangler figs, die Würgefeigen. Überall sind sie zu entdecken. Denn ihre Samen gelangen durch den Verdauungstrakt eines Vogels auf jeden beliebigen Baum, treiben dort in farnartigen Blättern aus und lassen ihre Wurzeln gen Boden wachsen. Weitere Luftwurzeln umschließen nach und nach den Wirtsbaum, bis dieser abstirbt und die Würgefeige allein dasteht.