Bis unter die kleine Ansitzhütte konnten wir seine Spur verfolgen. Dort richteten wir es uns gemütlich ein und überblickten nun den gesamten unteren Balzplatz.
Ein Adler streifte über uns hinweg, eisiger Wind rausche um den Ansitz und hüllte uns mit seinem Flüstern ein, Ruhe senkte sich auf uns herab. Wir genossen den Abend und lauschten in die kalte Nacht. Es dauerte nicht lange bis die kargen Äste der Lerchenbäume lange Schatten zogen. Vereinzelt standen sie zwischen der weißen Pracht, die ab und zu von dunklen Stellen unterbrochen wurde. Es war mir ganz gleichgültig, dass wir heute keinen Hahn mehr sahen oder hörten.
Um ca neun Uhr brachen wir dann auf, zurück zur Holzhütte, heizten noch einmal den Holz-Ofen an und genossen die Zweisamkeit bei einem netten Abendgespräch. Ein paar Bier später legten wir uns schließlich schlafen und vereinbarten um drei Uhr früh wieder zu den Balzplätzen hoch zu steigen.
 
Noch vor dem Weckerleuten war ich aus meiner Kammer und schon halb fertig, als auch Fritz schon fertig aus seinem Schlafzimmer kam.
 
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Beim Verlassen der Hütte empfing uns stockdunkle Nacht. Auch mit Hilfe der Stirnlampen konnten wir unsere tiefen Fußspuren vom Abend kaum erkennen. Eisige Luft und sternenklarer Himmel begleitete uns auf unserem Weg. Mühsam stapften wir voran und ich begriff wie gut es gewesen war, dass wir am Abend davor schon unsere Schneespur gesetzt hatten.
Diesmal gingen wir jedoch nicht weiter zur Ansitzhütte, sondern bogen zu den oberen Balzplätzen ab. Wir suchten uns eine der wenigen schneefreien dunklen Stellen aus, um auch ohne „Hahnen-Schirm“ (Versteck) die Spielhähne erwarten zu können.
 
Die Filzhose aus alten Armeebeständen ließ keine Kälte durchdringen und mit der Kapuze, zusätzlich über den Kopf gezogen, trotzte ich dem kalten Wind der mir über den Nacken, den Berg herabstrich. Die dunkle Mulde verschluckte uns,
wir aber konnten die hellen Schneeflächen gut einsehen.
Das rauschen des Windes im Ohr klang wie das rauschen eines Baches und ließ mich bald eindösen. Plötzlich schreckte ich hoch! War da nicht ein chchchch – ein Hahn blies!
Fritz beobachtete bereits gespannt die Umgebung. Links unten von einem Baum, rechts neben uns, hinter uns – immer öfter hörten wir sie blasen, mit auf und abschwellendem Ton.
 
Zwei Hahnen ließen sich sogar wenige Meter neben uns nieder, schreckten aber bei einer Bewegung von Fritz sofort wieder hoch. Hinter uns war ein zorniges „Gurgeln“ zu hören. Da packte Fritz plötzliche seinen Rucksack, lief geduckt zu einem Platz unterhalb davon, um einsehen zu können. Ich wartete ab. Auf sein Zeichen stellte auch ich über. Das Schauspiel, das sich mir bot war beeindruckend. Rechter Hand hüpfte ein junger Hahn unter einem Lärchenbaum, zornerbebt auf und ab. Flügelschlagend und mit aufgeregtem Gurgeln war er bemüht  einen großen Hahn links von ihm zu beeindrucken. Möglicherweise hatte
er auch noch eine Henne in Begleitung, so böse und beharrlich behauptete er sein Revier.