Kurz vor der Golden Gate Bridge machten wir einen Fotostop und knipsten wie verrückt, als gerade ein großer Dampfer unter der Brücke durchfuhr. Bester Laune fuhren wir über diese berühmte Brücke zur anderen Seite hinüber, hielten auch dort noch einmal an und fuhren dann in das kleine, aber luxuriöse Städtchen Sausalio, um dort Mittagspause zu machen. Hier in Sausalito leben auch viele Künstler und reiche Individualisten, aber nirgends war es protzig. Auf einer Bank am Hafen schrieb ich die ersten Postkarten.Mir kam das alles ziemlich unwirklich vor und ich fürchtete manchmal zu träumen, weil alles so schön war.

Nach der Pause fuhren wir mit der Fähre durch die Bucht zurück nach San Francisco, vorbei an der Insel Alcatraz. Nach 45 Minuten kamen wir an und verließen das Hafengelände und überquerten eine der breiten Stadtautobahnen. An einem großen Platz stand das Hyatt Hotel, ein riesiger Wolkenkratzer in hypermoderner Bauart. Im Innenraum des Hotels befanden sich Wasserspiele, die sich einige hundert Meter (!) durch das Gebäude zogen und plätschern, zwischendrin befanden sich Cafés und Restaurants, und die Aufzüge sausten ganz dezent außen an den Wänden entlang. Das Ganze kam mir sehr futuristisch vor und beeindruckte mich sehr.

Mit dem Bus fuhren wir weiter durch die Stadt und sahen endlich auch die berühmten Cable Cars, so eine Art altertümliche Straßenbahn aus Holz, die kreischend und polternd die enormen Steigungen in dieser Stadt mittels Kabel überwindet.

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Die Waggons sind nach allen Seiten offen, und die Leute - viele Touristen aus aller Welt - hängen lachend in ganzen Trauben rechts und links aus den Wägen heraus. Aber im Gegensatz zu den offenen Straßenbahnen in Rio brauchte man hier nicht ständig Angst zu haben, ausgeraubt zu werden. Hier war alles friedlich.

Mir fiel auf, daß hier an jedem Bus Plakate klebten, die vor Aids warnten. Das ist in San Francisco bekanntermaßen sehr verbreitet, weil es hier sehr viele Schwule gibt.

Und weiter ging es zur interessanten Fisherman’s Wharf, der alten Fischerstrasse von San Francisco. Es gab zwar auch hier noch jede Menge Fisch zu kaufen, aber wie zu erwarten, waren hier nun überwiegend Souvenirläden zu finden, die einen ungeheuerlichen Kitsch anboten. Das Kapitel Andenken schien fast ein Problem zu werden, denn nirgends konnte ich etwas Hübsches entdecken, und ich wollte nicht irgendeinen schreiendbunten Plastikmist kaufen.

Wieder hörten wir hier die Seelöwen bellen, weil sie von den Touristen Futter haben wollten. Wir schlenderten zum Pier 39, einer Ansammlung alter, aber gepflegter, verschachtelter Holzhütten und Häuser, in denen alles zu haben war, was ein Touristenherz erfreuen kann. Es machte Riesenspaß, über die Holzstege zu schlendern und zu schauen, Menschengesichter zu studieren, Klamotten zu begutachten, zu lästern und zu lachen... Die Zeit verging viel zu schnell.