Wir kamen durch ein wildes, ursprüngliches Gebiet, ein großenteils wegeloses, halbwüstenhaftes Gelände, das kaum oder gar nicht besiedelt ist. Utah ist einer der interessantesten Staaten der USA mit sehr abwechslungsreicher Landschaft. Ab und zu sahen wir Rudel der häufig vorkommenden Maultierhirsche, die wegen ihrer großen Eselsohren so genannt werden. Dann tauchten ab und zu ein paar Äcker der Mormonen auf und sonst sahen wir keine Menschenseele. Dafür aber Berge ringsheruum, die alle um 3500 Meter hoch sind. Wir schraubten uns auf einen Paß in 2.800 Metern Höhe hinauf, und hier lag teilweise wieder viel Schnee. Aber da die Sonne schien, sahen die kahlen Espenwälder sehr schön leuchtend aus. Nach einer Fahrt durch völlig unbesiedeltes Gebiet kamen wir schließlich zum Capitol Reef Nationalpark, der etwa 1000 qkm groß und doch noch recht unbekannt und unerschlossen ist. Er hat eine Nordsüdausdehnung von 200 km, besteht aus Halbwüste und ist völlig unbesiedelt. Unser Campingplatz lag am Fremont River bei einer Plantage aus blühenden Aprikosenbäumen. Durch die Schneeschmelze führte der Fluß viel Wasser, das schon einige Teile des Uferweges weggerissen hatte. Auf einem ersten Spaziergang entdeckten wir wieder Maultierhirsche und ein Murmeltier. Nach unserem Rotelsüppchen wurde es jedoch wieder schnell kalt, und wir verzogen uns recht früh in unsere Kojen.

Das Frühstück am nächsten Morgen konnten wir ohne Minusgrade genießen, obwohl die Holzbank, auf der wir saßen, so eisig war, daß ich hinterher fast kein Gefühl mehr in meinem Hinterteil hatte. Aber kurz danach waren wir wieder mit Bergschuhen und Zwiebelklamotten - also mit etlichen Kleidungsstücken übereinander - gut gerüstet und starteten zu einer ausgedehnten Wanderung im Capitol Gorge, wie dieser Teil des Nationalparks heißt.

Am nächsten Morgen fanden wir dicke Eisblumen an unseren Kojenfenstern und schlotterten schon wieder. Es war 8 minus hier, und am Tag zuvor hatten wir in der Hitze Nevadas geschwitzt. Aber gut geschlafen hatte ich dennoch. Lieber Kälte als diese Wahnsinnshitze, die ich auf früheren Reisen schon fürchten gelernt hatte.

Reisebericht aus dem wilden Westen