Unser Weg führte immer weiter nach Norden auf der wunderschönen Küstenstraße entlang. Links hatte ich während über 500 Kilometers stets den Pazifik vor Augen, rechts die Hänge oder Weite der Halbwüste oder die diversen Orte, die an der Küste liegen. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß wir diese Reise in umgekehrter Richtung antraten als ursprünglich geplant, denn laut Wetterberichten sollte das Wetter im Gebiet der verschiedenen Nationalparks recht launisch, sprich sehr kalt und regnerisch sein, so daß wir mit unserem Reiseleiter einer Meinung waren, die Reise also mit der Küstenstraße in Richtung San Francisco zu beginnen und drei Wochen später mit der Wüste Arizonas und Kaliforniens zu beenden. Und so stellte sich ein weiterer positiver Aspekt heraus, daß ich meinen Fensterplatz zum Pazifik hin hatte anstatt zur Hangseite, wie es nämlich gewesen wäre, wenn wir die Reise in geplanter Folge vorgenommen hätten. Als binnenlandgewöhnter Flachlandbewohner war es für mich natürlich ein besonderes Bonbon, den Pazifik mit seiner teilweise enormen Brandung tagelang zur Seite zu haben, und ich freute mich sehr darüber.

In dunstiger Ferne sahen wir etwa 16 Kilometer vom Festland entfernt die Umrisse der Channel Islands. Es sind insgesamt 5 Inseln, von denen drei betreten werden dürfen. Hier finden sich Unmengen von Seelöwen, Seevögeln usw. ein, und von Dezember bis März ziehen hier an die 10.000 Grauwale vorbei, die die warmen Lagunen der mexikanischen Baja California aufsuchen, um dort ihre Jungen zu gebären, sich erneut zu paaren, um dann im Frühling wieder Richtung Beringsee zu ziehen, wo sie sich erneut Speck anfressen, um mit dem Beginn des arktischen Winters wieder in Richtung Süden zu ziehen.

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Es ist die längste Säugetierwanderung auf Erden, und es finden sich viele Walbe-obachtungsstationen an der Küste entlang. Das würde ich auch gerne mal erleben. Leider sind jetzt im April hier keine Wale mehr zu sehen, sie sind wohl schon alle vorbeigezogen.

Überall sahen wir hier auch Ölbohrtürme aus dem Meer aufragen, zeitweise waren es ganze Wälder von Türmen, die die wilde Romantik dieser Küstenstraße doch etwas trüben. Kurz vor Santa Barbara, der alten Missionsstadt, sahen wir Polospieler auf grünem Rasen davonpreschen. Dann kamen wir in die Stadt hinein, bewunderten die rosa-violetten Blütenteppiche der Mittagsblumen und bestaunten die traumhafte Wohnlage dieser schönen, kleinen Stadt mit ca. 80.000 Einwohnern. Die 200 Jahre alte Mission mit ihrem wunderschönen Klostergarten ist heute ein Museum als Zeuge längst vergangener Tage. Es war uns sehr warm geworden, und unsere weiße Winterhaut saugte gierig die Sonne auf.

Später können wir durch die Hauptstraße der Stadt bummeln und erfreuen uns an der lieblichen Bauweise der Häuser, die im spanischen Stil erbaut wurden. Eine friedliche, gemütliche Atmosphäre herrschte hier.