Nichts als Gurken

Es ist herrlich kühl auf der 2.190 Meter hohen Ridge of Mt. Bellarmy. Bergregenwald mit moosbewachsenen Baumstämmen und meterhohen Farnen, dazwischen einzelne Palmen. Das Wegstück fällt uns leicht, doch plötzlich schießen wir wieder einen Abhang hinunter. Sofort bin ich hellwach. Umgefallene Baumriesen liegen quer auf dem Weg, doch wir schlittern weiter nach unten zum Eora Creek. Zu Templetons Crossing. Benannt nach einem gewissen Captain Sam Templeton vom 39. australischen Batallion. 1942 verlor er in dieser Gegend sein Leben im Kampf gegen die Japaner. Jetzt erwartet uns ein Kampf mit dem Eora Creek, einem reißenden Wildwasser. Es dröhnt, es rauscht, es ist gefährlich. Darüber das, was Kelly eine Brücke nennt. Ein Baumstamm ragt steil von der Böschung etwa 2 Meter hinunter auf einen Felsblock. Daneben ist eine Liane kniehoch gespannt. Hier soll sich der Wanderer festhalten, während er über den glitschigen Baumstamm nach unten balanciert. Doch die Liane reißt, als wir uns daran festhalten. Niemand von uns kommt nun mehr dort hinunter. Bis auf Kelly.

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Schnelle Schritte, zack zack, ein Hüpfer, ein kleiner Sprung, der einer eleganten Wildkatze sehr nahe kommt und Kelly ist drüben – mit Rucksack und Trinkkanister am Finger. Wir schweigen beeindruckt. Uns bleibt nur der Weg durch die Strömung. Bis zur Hüfte zerrt und zurrt das Wasser. Mit den Füßen schrammen wir über den Boden, bis sie irgendwo wieder Halt finden. Wir angeln uns von Fels zu Fels, ständig in Angst abzurutschen und von der Strömung weggerissen zu werden. Der Eora Creek poltert laut, so als wenn er sich fast freuen würde, dass endlich mal wieder jemand vorbeischaut. Für zehn Meter brauchen wir eine halbe Stunde. Doch Kelly hilft, wo er kann. Er trägt unsere Rucksäcke über den Baumstamm nach drüben, reicht uns immer wieder die Hand und bringt uns so durch den Fluss.