Dann hören wir ein Mordsgekreische, und das stammt doch tatsächlich von einem Pärchen der seltenen und nur noch im Pantanal vorkommenden Hyazintharas. Diese wunderschönen, kobaltblauen Papageien sitzen auf einem hohen Baum vor ihrer Bruthöhle. Es sind mit ein Meter Länge die grössten Papageien der Welt. Ihre Lieblings- und Hauptnahrung sind die Früchte der Acuripalmen, die nun reif sind. Jetzt ist die Fruchtreife, und alle Vögel brüten, damit die Jungen gross sind, wenn die Regenzeit kommt.

Kaum sind wir an der Fazenda Sao José angekommen, sehen wir wieder ein Pärchen dieser herrlichen Vögel auf einem Berg Acurifrüchte sitzen in Augenhöhe zu uns. Ein Pärchen grosser Gelbbrustaras fliegt kreischend über unseren Köpfen, und ganze Schwärme kleiner grüner Papageien schwirren lärmend umher. Dazu die vielen verschiedenen Singvögel überall. Wir können das alles kaum so schnell begreifen und sind total begeistert.

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Wir bekommen unsere sehr einfachen, aber zweckmässigen Zimmer in der Pousada Aguapé, und ich hänge gleich meinen leeren Akku an den Strom, denn ich ahne schon, dass es hier viel zu fotografieren gibt. Der Regen hat längst aufgehört, und nach einem Begrüssungsdrink ziehe ich mich um und durchstreife ein wenig diesen ungewöhnlichen „Bauernhof" brasilianischer Art. Viele Rinder mit Kälbchen und mächtige Stiere laufen herum, ebenso mehr als 20 Pferde, viele Schafe, Hühner und Gänse mit Nachwuchs.

Das superleckere Büffet-Abendessen findet im Freiluftrestaurant an urigen Riesenholztischen statt. Es gibt zarten Zebu-Zwiebelrostbraten, Geflügel, Palmherzauflauf und Salate.

Hundemüde gehe ich bald ins Bett, habe super geschlafen und wurde morgens von einem unbeschreiblichen Vogelkonzert geweckt. Es ist schwülwarm, als wir um 6.45 Uhr schon beim Frühstück sitzen und dabei wieder zwei blaue Aras beobachten können. Riesentukane fliegen umher sowie zahllose Vögel in den schönsten Farben und Zeichnungen, darunter ganz gelbe, hellblaue, rot-weiss-schwarze, rostfarbene und auch ganz unauffällige. Der Seriema, ein grosser Stelzvogel mit roten Beinen, holt sich an der Futterstelle direkt vor uns sein Frühstück. Gerhard ist hier voll in seinem Element und leiert uns die ganzen lateinischen Namen vor. Unglaublich, dass er all diese exotischen Vögel kennt.

Um 7.30 Uhr laufen wir zum Fluss Aquidauana, der 500 Meter entfernt eine Grenze der Fazenda bildet. Dort steigen wir in zwei Boote, und ich habe das Glück, ganz vorne alleine auf einer Bank zu sitzen und freie Sicht zu haben. Es geht flussabwärts und meist werden die Motoren abgeschaltet und wir treiben ruhig und still in der kräftigen Strömung. Durch den Regen der letzten Tage ist der Wasserstand stark gestiegen. Unsere Augen streifen über das Wasser und den Galeriewald rechts und links des Ufers und finden verschiedene Reiherarten, kleine und grössere Vögel, darunter schöne Bienenfresser und Eisvögel, aber auch Kapuzineraffen, Kaimane und sogar einen Flussotter sehen wir. Es ist warm bei überwiegend bedecktem Himmel, und wir geniessen die Ruhe und die leichte Brise.

Als wir nach drei Stunden umkehren, sehen wir etliche grössere Kaimane am Ufer liegen. Vom Boot aus gelingen gute Fotos. Zurück an der Anlegestelle bei einem 150jährigen, riesigen Feigenbaum, kommen drei Pferde angaloppiert, um im Fluss zu trinken. Dann folgen etliche Kühe und Kälbchen. Wo sieht man so was noch? Faul vom Nichtstun und Beobachten laufen wir zur Fazenda und warten auf das Mittagessen, immer die Kamera in Reichweite, denn ständig tut sich hier was. Alle möglichen Vögel fliegen herum, Kühe mit Kälbchen und Pferde ziehen an der Terrasse vorbei, eine Kanincheneule bewacht ihr Erdlochnest, und die Kiebitze krakeelen ständig, um ihr Bodengelege gegen Tod und Teufel zu verteidigen.