Nach einer kurzen Begrüßung geht man im Dorf schnell wieder seinen Tagesgeschäften nach. Es werden Materialien für den Hausbau gesammelt, auf dem Feld der Maniok für das Abendessen geerntet oder gejagt. Die Asháninka brauchen nicht viel, doch wird ihnen heute auch das Wenige genommen. Strassen für den Holztransport und Pipelines durchschneiden ihr Gebiet, womit ihnen die einzige lebenswichtige Ressource genommen wird: Ihr Wald.
 
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Leider bin ich einer von denjenigen, die aufgrund ihrer Herkunft mit verantwortlich sind für das allmähliche Sterben des größten zusammenhängenden Waldgebiets unserer Erde. Unbewusst findet sich gewiss auch in meinem Wohnzimmer Mobiliar dessen Herkunft ungewiss ist und das im Zweifel aus „billigen“ Regenwaldholz hergestellt wurde. Nichts desto trotz genieße ich diese Superlative eines Waldes. Das Ambiente von farbenprächtigen Orchideen, Lianen so dick wie meine Oberschenkel, von kleinen Bäche, die in der Regenzeit zu Flüssen anschwellen und Blättern so groß wie Regenschirmen. Andauernd lautes Surren wird unterbrochen von Affengeschrei und die leuchtenden Farben der Hand großen Schmetterlinge lassen beflügeln meine Phantasie ebenso stark wie der Masato. Es hat etwas von Alice im Wunderland. Nach einem kurzen Abschied von unseren Freunden – Sentimentalität ist zumindest in diesem Teil des Landes eher unbekannt – und einem wiederum sehr erschwerlichen Fußmarsch durch den Selva Central führt uns unser Weg weiter Richtung Westen, Richtung Pazifik.
 
Auf dem Weg treffen wir unweigerlich auf den nächsten großen Naturteil des Landes: die peruanischen Gipfel der Anden, das frühere Zentrum der großen Inkakultur.
Für unsere Körper und den alten Wagen ein hartes Stück Arbeit, ist der Weg für Augen und Geist eine Wonne. Innerhalb weniger Stunden bewegen wir uns von der tropischen Feuchte des Regenwaldes auf eine Höhe von über 5000m. Das Klima und die Natur verändern sich dabei wie im Schnelldurchlauf.