An einer besonders wilden Stelle, vor einer tiefen Schlucht, entdeckten wir einen Gedenkstein der italienischen Armee. Im italienisch-äthiopischen Krieg wurden hier in einem Hinterhalt 42 italienische Soldaten getötet. Die Schrift über den Namen der Getöteten lautete: Non siamo mortu i invano „Wir sind nicht umsonst gestorben“. Wenige Inschriften haben uns die Sinnlosigkeit des Krieges deutlicher gemacht.
 
Endlich erreichten wir dann Addis-Abeba. Gezeltet haben wir meistens in der Nähe von Polizei-Stationen. Die sogenannten Shiftas, nach äthiopischer Lesart Banditen, nach Eritrea-Lesart Freiheitskämpfer, machten bereits die Straßen unsicher. Die Landschaft war grandios, die Straßen unbefestigt und die Verständigung schwierig. 
 
Um in einem Gasthaus unser Begehren nach Eiern zu verdeutlichen, hüpfte unser Freund Erich auf dem Boden herum und machte „gack, gack“. Serviert wurden nach einer Stunde drei frisch geschlachtete Hühner in einer Soße mit einer Schärfe, zu der mir noch heute die Worte fehlen. Es war jedoch essbar, wenn man Huhn und Soße in ein mitgereichtes dunkles, schwammiges Brot einwickelte und unzerkaut hinunterschluckte. Die Rache folgte jedoch beim Ausgang des Produktes.
 
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Addis-Abeba überraschte uns mit einem Menschengewimmel und einer unglaublichen Vielfalt und Fröhlichkeit des Lebens.
Unser Freund Erich, der ursprünglich nach Kapstadt weiterfahren wollte, entschloss sich, in Addis doch mit uns nach Deutschland zurückzufahren. Jetzt war es natürlich eine Frage des Geldes. Also statteten wir der deutschen Botschaft einen Besuch ab.
 
Zauberhaft, mitten in einem Eukalyptuswald gelegen, war die Botschaft eine Oase der Ruhe. Der Botschafter empfing uns sehr freundlich. Er war jedoch überrascht, einen deutschen Finanzbeamten in Addis-Abeba zu sehen. Der Beamtenstatus ermöglichte jedoch die Gewährung eines Darlehens von 1.000,00 DM. Da jedoch durch diverse Zeitverzögerungen unsere Visa abliefen, mussten wir noch zur zuständigen Behörde, um diese verlängern zu lassen. Eine traumhaft schöne Amharin empfing uns. Ein guter Geist verhinderte schnoddrige Bemerkungen. Die Dame sprach nämlich akzentfreies Deutsch, da Sie in Heidelberg studiert hatte.
 
Die Verlängerung ging glatt und wir starteten nach Erreichung des südlichsten Punktes unserer Reise in Richtung Tana-See.
Es war eine ganz andere Welt. In allen Dörfern waren wir mit unseren Motorrädern eine Sensation. In Burje, einem kleinen Dorf, brach eine Strebe meines Gepäckträgers. Eine Katastrophe, da dies den Verlust eines Großteils des Gepäcks bedeutet hätte.