Der Häuptling des Dorfes bedeutete uns gestenreich, dass in seinem Dorf die Reparatur möglich wäre, jedoch erst am Folgetage, da heute die rituellen Fruchtbarkeitstänze stattfinden würden, zu denen wir eingeladen wurden. Junge Mädchen tanzten am offenen Feuer die Fruchtbarkeitsriten. Es war ein unglaubliches Erlebnis.
Am nächsten Tag erschien der Häuptling mit einem Helfer mit Lötkolben und Lötzinn. Dies war jedoch bei einem Gepäckträger aus Chrom-Molybdän-Stahl ein untaugliches Gerät. Der Häuptling erklärte jedoch gestenreich, dass die Russen am Tana-See irgendetwas bauen würden und dass diese eventuell das nötige Gerät hätten.
 
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Unser Freund Erich, der Mechaniker und Schweißer war, machte sich mit dem Gepäckträger auf den Weg und kehrte am Abend mit dem geschweißten Träger zurück. Trotz der damaligen politischen Differenzen ließen wir die Russen hochleben. Dies mit einem Gebräu des Dorfes, das undefinierbar, aber trotzdem berauschend war. Durch die Überschreitung begann jedoch die Regenzeit. Die Regengüsse machten die Straßen nahezu unpassierbar. Die Weiterfahrt wurde zu einer fürchterlichen Plackerei. Die Sehnsucht nach Hause wuchs. Flüsse hatten keine Brücken und die Schwierigkeiten hätten uns beinahe geschafft.
 
Wie durch ein Wunder tauchte ein Gebäudekomplex auf. Es war eine amerikanische Mission. Wir wurden prima bewirtet und durften im Garten unsere Zelte aufschlagen. Wir fuhren nach Bahir Dar, um von dort zu den Fällen des blauen Nils zu gelangen. Nach vielen Fragen wurde uns erklärt, es sei sehr schwierig mit den Motorrädern, die Fälle zu erreichen, da der Boden aufgeweicht sei.
 
Wir ließen unser Gepäck zurück und versuchten es trotzdem.
Nach zwei Dritteln schmierten die Räder jedoch wegen des morastigen Untergrundes so viel Dreck unter die Schutzbleche, dass nichts mehr ging. Wir ließen daher die Maschinen unter Bewachung von Erich zurück. Rita und ich machten uns zu Fuß auf zu den Fällen. Der äthiopische Name Tis-Issat = Rauchendes Feuer machten den Fällen alle Ehre. Überwältigt standen wir vor diesem Naturwunder.
 
Spät in der Nacht, begleitet vom Geheul der Hyänen, kamen wir zu den Motorrädern zurück. Im Morgengrauen ging dann Erich zu den Fällen. Da die Erde abgetrocknet war, konnten wir ohne Probleme zurückfahren. Ein Bad im Tana-See brachte uns unzählige Moskitostiche.