Wir fuhren dann mit einem Motorboot über den Tana-See. Ein koptischer Priester segnete mit einem Fliegenwedel unsere Motorräder. In Gondar gab es endlich Benzin, wir fuhren mit den letzten Tropfen. Es folgten riesige Gebirgspässe bis auf 4.000 m. In der Ferne sahen wir den höchsten Berg Äthiopiens, den Ras Dashan. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Einheimischen war unglaublich.
 
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Nach einer Fahrt mit faszinierenden Landschaften erreichten wir Asmara. Leider hatte unser Schiff, die Lorenzo Onorobo, ein sechzig Jahre alter Seelenverkäufer, Verspätung. Vier Tage fuhren wir immer wieder von Asmara nach Massaua und zurück. Eine Höhendifferenz von 3.000 m. In Asmara war es angenehm, in Massaua war es schwül und unerträglich heiß, so das man nachts nicht schlafen konnte. Nach fünf Tagen verließen wir Äthiopien und, oh Wunder, wir erhielten sogar die Kaution für die Maschinen zurück.
 
Vor dem Suez-Kanal wurden wir in einem waghalsigen Manöver ausgebootet. Der Kapitän wollte Gebühren sparen. Über Ägypten, Libyen, Tunesien und Italien erreichten wir Deutschland. Von all den bereisten Ländern hinterließ bei mir Äthiopien den tiefsten Eindruck. Diese grandiose Landschaft, die Nilschlucht, die Felsenkirchen, die Nilfälle und die hilfsbereiten Menschen bleiben unvergesslich.
 
So erwäge ich heute, mit 74 Jahren, einen erneuten Besuch.
 
Allerdings fürchte ich, dass es das Äthiopien des Jahres 1960 unter Haile Sellassie nicht mehr geben wird.