Aus und vorbei
Plötzlich ein gewaltiger Schlag unter dem Wagen. Mit dem Querlenker haben wir einen im Sand versteckten Felsbrocken erwischt. Das Fahrzeugteil ist stark verbogen und die Vorderräder „schielen“ nach innen. Aus, vorbei – mit diesem Schaden müssen wir das gesteckte Ziel der Reise direkt vor Augen aufgeben.
Der Berg Assekrem mit der ehemaligen Einsiedelei des Paters Charles de Foucould, die sich auf 2800 Metern befindet, sollte die Krönung unserer Reise sein. Der steile Schotter-Pass ist mit unserem angeschlagenen Fahrzeug nicht mehr zu schaffen. Der einmalige Sonnenaufgang dort oben muss morgen früh ohne uns stattfinden. Vielleicht sollte man eine solche Extremtour aber auch nicht an einem 13. April in Angriff nehmen!
An eine Reparatur hier draußen ist nicht zu denken. Einen ganzen Tag brauchen wir für die fast 90 Kilometer zurück nach Tamanrasset. Unsere Schweißausbrüche heute rühren weniger von der erbarmungslos brennenden Sonne, sondern vom ständigen ohrenbetäubenden und nervtötenden Schlagen des verbogenen Querlenkers gegen die Vorderachse.
Mit einem Vorschlaghammer versucht die Werkstatt in Tamanrasset den Federstahl zu richten. Das kiloschwere Werkzeug fliegt dem Monteur um die Ohren. Aber man findet eine algerische Lösung, die bis nach Hause halten
wird. Ohne das Teil auszubauen, wird mit einem Schweißbrenner die Stahlstange zum Glühen gebracht, die damit ihre Federkraft verliert. Jetzt wird eine starke Kette um den nun seiner Eigensinnigkeit beraubten Querlenker gewunden. Das andere Ende der Kette wird um den Stamm einer Palme gewickelt. Jetzt im Rückwärtsgang ein paar Mal kräftig zurückgesetzt. Mir kommen fast die Tränen. Es kracht laut, wenn der Bully wie ein Hofhund jedes Mal an der Kette zerrt und dann abrupt gestoppt wird. Aber es hilft. Die Räder zeigen wieder gerade nach vorn. Jetzt, wo wir schon mal hier sind, wird auch gleich der total versandete Motorraum gereinigt und Öl gewechselt. Den Luftfilter blasen wir seit fast zwei Wochen sowieso täglich aus.
Einen zweiten Angriff auf den Assekrem wollen wir uns und dem lädierten VW nicht noch einmal zumuten. Wir verlassen Tamanrasset, eingedeckt mit neuen Vorräten, wieder in Richtung Norden.
Durch Tunesien, mit einer Fähre übers Mittelmeer, durch Norditalien und die Schweiz erreichen wir mit ziemlich genau 10tausend Kilometern mehr auf dem Tacho wieder deutschen Boden. Die grünen Wiesen und Wälder hier zu Hause erscheinen uns nach Wochen in Staub und Sand wie eine Fata Morgana.
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