Das Leben zu viert auf so engem Raum ist auch für uns eine neue Reiseerfahrung und Herausforderung und wir lernen viel. Prozentual mit den gemeinsamen Tagen steigt auch der Pegel unserer Toleranzgrenze. Allein beim morgendlichen Wegfahren macht sich mit dem Warten ein Unmut breit und man lernt die unterschiedlichen Lebensrhythmen in diesen kleinen Tageszyklen kennen. Einer cremt sich ein, wir warten. Einer möchte noch ein Brötchen zum Kaffee, wir warten. Uns reicht Kaffee allein, deshalb warten wir und deshalb sind wir auch schon ein bisschen unmutig, wenngleich auch nicht gerechtfertigt, denn eines jeden Prioritäten seien anders gesetzt.

 

 {{g_ads}}

Harry hat diese Reise im Jahre 1984 schon einmal gemacht, damals waren viele Europäer mit LKWs oder Reisebussen nach Asien unterwegs, um sie dort für gutes Geld zu verkaufen, Harry zählte zu ihnen. Das lukrative Geschäft ist längst vorbei, doch das Abenteuer einer Überlandreise nach Indien reizt noch immer. Diesmal lerne ich die wohlklingenden Orte wie Erzurum, Erzinzan und Dogubeyazyt in der Osttürkei endlich kennen, die ich mir im Geiste nach Harrys schillernden Erzählungen genauso karg vorgestellt habe, wie sie sich mir präsentieren werden.

Am 26. August 2007 ist endlich alles unter Dach und Fach, wir haben unsere Jobs gekündigt, sämtliche Visa besorgt, unser Haus wird in die Obhut unserer Eltern gestellt und wir freuen uns darauf, die nächsten Monate wie die Zigeuner zu leben. Im Zuge einer Abschiedsparty wird unser Bus über und über mithilfe eines Markers mit Sprüchen und Wünschen beschriftet, was uns fortan viele neugierige Blicke beschert und uns den einen oder anderen Polizeistopp erheblich erleichtert indem wir den Beamten kurzerhand einen Stift in die Hand drücken mit der Bitte, uns doch was Nettes drauf zu schreiben.