Danach fahren wir zum naturkundlichen Museum, in dem ua. hervorragend erhaltene Skelette und Teile von Sauriern anzuschauen sind. Die weltweit größten Saurierfunde hat man in der Südgobi gemacht, und ein Teil davon ist hier zu sehen. Dann gibt es in diesem Museum aber auch alles, was an Flora und Fauna in der Mongolei zu Hause ist, und das ist eine ganz erstaunliche Artenvielfalt.

Dann steigen wir wieder in unseren Bus und beginnen die eigentliche Reise, die uns zuerst nach Westen in Richtung Karakorum und Changaigebirge führt. Wir haben wunderbares, sonniges Wetter und sind guter Dinge und voll Abenteuerlust.

Wir sind kaum aus der Stadt heraus, als uns die ersten Herden von Schafen, Ziegen, Rindern und vor allem Pferden begegnen. Und die ersten freistehenden Jurten sehen wir hier auch in einer sanfthügeligen, grün überhauchten Landschaft. Die Teerstrasse wird immer schlechter und weist jede Menge Schlaglöcher auf. Unsere Mittagspause machen wir in herrlicher Steppenlandschaft umgeben von einem umwerfend intensiven Duft nach Kräutern wie Wermut und Kamille. Ich laufe in den Hügeln herum und entdecke einen Wiedehopf, der kurz vor mir hochfliegt. Massenhaft laut schnarrende Heuschrecken fliegen und hüpfen um uns herum. Was für eine andere Welt ist das hier!

Auf der Weiterfahrt sehen wir immer mehr Tiere und vor allem Pferde, die bei der Hitze gerne in Wasserlöchern stehen und nach den Fliegen schlagen. Auch die ersten Kraniche und Greifvögel sehen wir hier. Da es in der Steppe keine Bäume gibt, nisten sogar die Adler auf dem Boden.

 

Man kann sich unschwer diese mißliche Lage vorstellen, und sie tat uns hinterher auch entsprechend leid. Wir fuhren jedenfalls umgehend zurück zum Flughafen, nahmen die aufgelöste Martha auf und versprachen, ihr mit Klamotten und allem anderen auszuhelfen, das war Ehrensache. Und so kam es dann auch, und Martha konnte jeden Tag die neuesten Klamottenkreationen vorstellen. Aber lustig war ihr dabei natürlich nicht zumute, obwohl sie es anfangs mit Fassung trug, als sie hörte, daß ihr Koffer in den nächsten Tagen nachgeschickt würde (das war allerdings eine vergebliche Hoffnung...)

Wir fuhren nun also komplett wieder in Richtung Ulan Bator, als in einer Kurve die Tür aufsprang und Lothar’s im Duty free gekaufte Flasche Edelwhisky auf der Straße zerschellte. Fortan schloß Lothar die Tür immer auf das sorgfältigste, aber der Whisky war zu seinem großen Leidwesen hin! Er wußte sich aber mit flaschenweise mongolischem Wodka und Bier zu trösten....!

Ulan Bator erschreckte mich nicht sehr, denn ich wußte schon, daß es eine häßliche Plattenbauten-Stadt war, ärmlich und weitläufig. So war es auch. Wir fuhren dann gleich zum Denkmal des unbekannten Soldaten und liefen über 300 Stufen bei großer Hitze zum Denkmal hinauf. Der Nieselregen war längst vorbei und einer strahlenden Sonne gewichen. Diese schnellen Wetter- bzw. Temperaturwechsel sind typisch für die Mongolei und sollten uns fortan begleiten. Von diesem Berg aus hatten wir eine gute Übersicht über die große Stadt und die weitläufige Landschaft. Anschließend ging es hinein in die Stadt zur ehemaligen Sommerresidenz des letzten mongolischen Kaisers, dem Bogd Khan. Hier erkannte man starken chinesischen Einfluß an der Bauweise dieser großen, schönen Palastanlage. Im Inneren fanden wir Prachtgewänder, aufwendige Möbel und den Thron vor sowie eine Unzahl an Buddhas, Tankas usw. In der Mongolei ist der tibetische Buddhismus die vorherrschende Religion, und da ist Martin sen., unser Reiseleiter, voll in seinem Element, denn diese sanfte, vergeistigte Religion entspricht sehr seinem Wesen. Selbstverständlich beherrscht er auch den Lotussitz, wie wir noch feststellen konnten. Jedenfalls informierte er uns ab diesem Zeitpunkt äusserst umfassend über den tibetischen Buddhismus, und wir staunten, wie unglaublich viel er darüber wußte. Wir hatten angesichts unserer Müdigkeit und der Hitze jedenfalls einige Mühe, seinen Ausführungen zu folgen und waren froh, als wir dann endlich zum Hotel Amarbaysgalant gefahren wurden, wo jeweils für die Damen und die Herren ein Zimmer gemietet wurde wegen der sanitären Anlagen. Ausser einer wohltuenden Dusche war auch Koffer- und Taschepacken angesagt. Zwar konnten wir während dieser Reise jeden Tag an unsere Koffer, da es keinen Kofferraum gab, sondern diese wegen Platzmangels tagsüber während der Fahrt in den Schlafkojen untergebracht und festgezurrt wurden. Das kannte ich noch nicht und hatte natürlich auch kein Seil zum Festbinden dabei, aber es ging auch so.