Tausende Gläubige umrunden im Uhrzeigersinn die Stupa und bewegen unablässig die immer zu vieren in die Mauer eingelassenen Gebetsmühlen. Von einer der zahlreichen Hotelterrassen aus haben wir einen herrlichen Blick auf das Geschehen. Auf weit gespannten Seilen flattern die bunten Gebetsfahnen und dahinter ist durch schneeweiße Wolken wieder ein Stück Himalaya zu sehen. Wir bleiben bis zum Anbruch der Nacht. In den kleineren Tempeln ringsum werden überall die Butterfettlämpchen entzündet, die eine wohlige Wärme verströmen und aus dem Kloster vernehmen wir die kehligen Gesänge der Mönche, nur von gelegentlichen Hornstößen und Schellen unterbrochen. Ein phaszinierender Ort. Zurück im Hotel halten uns hier nächtigende Pilger aus Südindien wach, die auch das große Heiligtum am Bagmati Nadi besuchen. Da sie der nepalischen Küche nicht trauen, haben sie sogar einen eigenen Koch dabei.
Den nächsten Tag vergeude ich wieder mit Schreiben, um mit meinen Berichten nachzukommen. Rolf und André besuchen Anna und Ines in einem Kloster, wo sie einen Meditationskurs belegt haben. André bekommt im Kloster an der Stupa auch eine einstündige Audienz beim Rhinpoche von Kathmandu und kann die tiefen Mönchsgesänge aufzeichnen. Eigentlich wollten wir am letzten Abend gemütlich zusammen sitzen, aber die Kumpel tauchen nicht mehr auf, also haue ich mich in die Falle.
Den 45. Tag unserer Reise heißt es schon wieder Abschied nehmen von Nepal, diesem unglaublich traumhaften, phaszinierenden und schönen, aber auch chaotischen Land im Himalaya, mit so offenen Menschen, wie ich sie nur selten wo getroffen habe. 

 

(c) André Schuhmacher

(c) André Schuhmacher